Die
meisten Menschen lesen auf Dauer nur die Zeitung, die sie in ihrer
eigenen Meinung bestätigt. Wo Menschen aus unterschiedlichen
Kulturen zusammenleben, wird es noch komplizierter: zu viel andere
Meinung, das halten nur wenige von uns aus. Eine Meinung zu haben,
kann zudem auch lebensgefährlich sein, und viele Staaten schränken
die Meinungsfreiheit ein.
"Wo
es aber um Christus und um das Heilige der Christen geht, erscheint
die Meinungsfreiheit als das höchste Gut, das einzuschränken
die Toleranz und die Freiheit gefährden oder gar zerstören
würde. Meinungsfreiheit findet aber ihre Grenze darin, dass
sie Ehre und Würde des anderen nicht zerstören darf; sie
ist nicht Freiheit zur Lüge oder zur Zerstörung von Menschenrechten.
Hier gibt es einen merkwürdigen und nur als pathologisch zu
bezeichnenden Selbsthass des Abendlandes, das sich zwar lobenswerterweise
fremden Werten verstehend zu öffnen versucht, aber sich selbst
nicht mehr mag, von seiner eigenen Geschichte nur noch das Grausame
und Zerstörerische sieht, das Große und Reine aber nicht
mehr wahrzunehmen vermag"
(Joseph
Ratzinger: Die Seele Europas. Für Menschenwürde, Ehe und
Familie und das Heilige. Artikel in der Süddeutschen Zeitung
vom 13. 4. 2005. Zitiert nach ZENIT
– die Welt von Rom aus gesehen)
MTV
Popetown
Die
Werbung für die von MTV geplante Ausstrahlung der satirischen
Cartoon-Serie "Popetown" führte zu heftigen Protesten:
"Wie die Werbung ankündigt, geht es dabei um einen 'durchgeknallten
Papst' und einen 'kriminellen Kardinal', die unter anderem Waisenkinder
in die Sklaverei verkaufen. Für diese widerwärtige Verhöhnung
der katholischen Kirche wirbt der Sender MTV." (Zentralkomitee
der deutschen Katholiken). Verschiedene katholische Verbände,
Vertreter der Juden und des Islam, die Kommission für Jugendmedienschutz
und der Deutsche Werberat schließen sich der Kritik an der
Werbung für die Papst-Satire an.
MTV
Wikipedia
Katholische
Kirche
Linktipps
|
Auf
dem Gipfel der Freundlichkeiten. Jürgen Habermas
und Kardinal Ratzinger diskutierten über Religion
und Aufklärung. Die Zeit, 22. 1. 2004, Artikel
von Thomas Assheuer. |
|
Europäischer
Gerichtshof für Menschenrechte: Entscheidungen
in Sachen Religionsfreiheit/Kirche (Universität Trier).
|
|
Salman
Rushdie: Die satanischen Verse
"Redefreiheit
ist das Entscheidende, um sie dreht sich alles. Redefreiheit ist
das Leben." (Salman Rushdie)
 |
Am
14. 2. 1989 verhängte der iranische Staatschef Ajatollah
Ruhollah Musawi Chomeini über den indisch-britischen
Schriftsteller Salman Rushdie eine Fatwa. In diesem islamischen
Rechtsgutachten wurde zum Mord an Rushdie wegen dessen angeblicher
Gotteslästerung in seinem Roman "Die satanischen
Verse" aufgefordert. Chomeini rief alle Moslems zur Vollstreckung
des Urteils auf und setzte ein Kopfgeld von drei Millionen
US-Dollar aus. |
"Durch
die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte
Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich
viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt –
die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da
es weder leicht zu lesen noch erschwinglich und obendrein von islamischen
Geistlichen verboten war." [Wikipedia]
Die
Vorgeschichte: Nach Erscheinen der englischen Originalausgabe
kam es in Bradford, einer englischen Stadt mit hohem islamischen
Bevölkerungsanteil, zu Unruhen. Das Buch wurde dabei öffentlich
verbrannt. In der Folge breiteten sich die Unruhen auf die islamische
Welt und Indien aus. Es gab zahlreiche Tote und das Buch wurde in
Indien und zahlreichen islamischen Ländern verboten. In Europa
löste die Fatwa eine breite Diskussion aus, weitere Veröffentlichungen
wurden behindert und verzögert.
Rushdie
äußerte Bedauern über "die Besorgnis, die die
Veröffentlichung aufrichtigen Anhängern des Islam bereitet
hat". Aber auch nach dem Tod Chomeinis im Juni 1989 wurde das
Todesurteil nicht ausgesetzt, das Kopfgeld 1991 verdoppelt. Der
Dichter lebte daher lange Zeit unter Polizeischutz, an ständig
wechselnden Wohnorten.
Irakkrieg
Nach
den Terroranschlägen auf das World Trade Center am 11. September
2001 verbreiteten die tonangebenden amerikanischen Medien monatelang
die Behauptung der US-Regierung unter Georg W. Bush, dass der Irak
im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei und das Regime von Saddam
Hussein Beziehungen zur Al-Qaida, einem Netzwerk islamistischer
Terrorgruppen, unterhalte. Nach diesem medialen Trommelfeuer war
eine Mehrheit der US-AmerikanerInnen mit einer bereits in Vorbereitung
befindlichen Invasion in den Irak einverstanden.
Nach dem Krieg war offensichtlich, dass der Irak keine Massenvernichtungsmittel
besaß, es gab auch keine Beweise für Beziehungen zwischen
Saddam Hussein und Al-Qaida.
Die
Berichterstattung über den Irakkrieg
Die
US-Regierung war sehr darauf bedacht, die Medien gezielt zu ihren
Zwecken einzuspannen, um kein zweites Vietnam zu erleben. Der Vietnamkrieg,
der als militärisches und politisches Desaster für die
USA endete, hat die amerikanische Nation in ihrem Selbstverständnis
schwer erschüttert. Die Medien waren damals weit weniger im
Einklang mit der US-Regierung und kamen ihrer Rolle als kritische
Beobachter, zumindest teilweise, nach. Einen Umschwung in der öffentlichen
Meinung brachten die Bilder von napalmverbrannten vietnamesischen
Kindern in den Fernsehnachrichten, sie zwangen in der Folge zur
Beendigung des Krieges. Die öffentliche Meinung entzog den
Militärs jegliche moralische Legitimität.
Im Irakkrieg wurden daraus Lehren gezogen: um einer
kritischen Berichterstattung – zumindest in den USA –
keinen Platz einzuräumen, wurde der "embedded journalist"
propagiert: zivile Berichterstatter wurden einer kämpfenden
militärischen Truppe zugewiesen. Die ausgewählten und
in "Pools" zusammengefassten Journalisten mussten sich
einem Spezialtraining unterziehen, bevor sie von ihren Medienunternehmen
in Kampfgebiete entsendet wurden. Eingebettet in die soziale Struktur
der Kampftruppe, gelang es nur wenigen Journalisten, eine objektive
Sicht der Dinge zu kommunizieren, dazu kam, dass sie der militärischen
Zensur unterlagen und sich im Kriegsgebiet nicht frei bewegen konnten.
 |
Der
Schrecken des Krieges wurde kaschiert und in Form eines
"Videospiels" inszeniert. Der Tod und das Leid
nahezu ausgeklammert. Bevölkerung, Feind und Presse
sollten getäuscht werden. |
Bilder, die lügen
 |
Bilder
können bestimmen, was wir über jemanden denken.
Wir vertrauen den Bildern, denn was wir selbst sehen, glauben
wir auch. Manipulation hat Methode und Tradition: wegschneiden,
retouchieren, einfärben und umdeuten. |
 |
US-Außenminister
Colin Powell
präsentiert am 5. Februar 2003 dem UN-Sicherheitsrat
"Beweise" für Saddam Husseins Waffenprogramm,
die sich später als falsch herausstellten.
Powell 2005: "Ein
Schandfleck meiner Karriere" (Quelle: FAZ, 9. 11.
2005)
|
|