...
mit und über Medien - darum geht es im Wesentlichen in mediamanual.at,
gleichgültig, ob wir Anregungen zum Medienmachen geben oder
über die Beziehungen von Medien und Wirklichkeiten reflektieren.
Der Workshop
stellt Kommunikation ganz in das Scheinwerferlicht der Aufmerksamkeit.
Medienumgang ist Kommunikation, völlig gleichgültig,
ob wir uns der Medien bedienen oder über Medien reden. Nur
wenn wir mit einigen Grundregeln und Gesetzmäßigkeiten
der Kommunikation vertraut sind, können wir analysieren,
reflektieren, begreifen, uns als Individuen und gleichzeitig auch
Teil der Gesellschaft erkennen. All diese Elemente sind Teilkompetenzen
einer Kommunikationskompetenz,
die sich gleichzeitig als kritische Medienkompetenz
versteht.
Es gibt zahlreiche Kommunikationsmodelle mit unterschiedlichen
Schwerpunkten. Dazu erfahren Sie mehr im Workshop selbst. Während
das lineare Modell Kommunikation als Übermittlung von Botschaften
sieht - sein Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Art und
Weise, wie Sender und Empfänger ihre Botschaften verschlüsseln
und entschlüsseln und Medien benützt werden - und dabei
dem Sender und seinen Absichten ein weit größerer Stellenwert
zugemessen wird als dem Empfänger bei der Entschlüsselung,
wollen wir einen Kommunikationsbegriff ins Rampenlicht rücken,
bei dem Sender und Empfänger
eine symmetrische Position haben. Kommunikation im Sinn von Semiotik
und Cultural
Studies wird als Produktion
und Austausch von Zeichen
gesehen, deren Bedeutungen
in Interaktion zwischen Sender und Empfänger entstehen.
Bedeutung ist also nicht im Text angesiedelt, sondern wird in
der Interaktion zwischen Text und Benützer gleichsam "geschaffen",
und zwar wird bei dieser Produktion dem jeweiligen kulturellen
Umfeld ein großer Stellenwert zugemessen.
Wie diese Bedeutungsproduktion zustandekommt, kann nun im Workshop
"Wie entsteht Bedeutung?" erprobt und erfahren
werden. Bis zu dieser Stelle waren alle Vorgänge in der Leideform
(Realität wird erzeugt, Bedeutung wird produziert) bzw. unpersönlich:
Bedeutung entsteht. Es wird daher Zeit, unseren eigenen Anteil
an den Prozessen gedanklich und sprachlich zu erfassen: Tatsächlich
sind wir es, die im Umgang mit Medien Bedeutungen aushandeln,
den uns übermittelten Botschaften Bedeutungen bzw. Sinn verleihen,
indem wir die in die Botschaften eingeschriebenen Bedeutungen
annehmen, sie korrigieren oder ablehnen - wir sind es, jede/r
Einzelne von uns, die unsere Bedeutungen produzieren. Also sollte
der Zwischentitel eigentlich heißen:
Wie produzieren wir Bedeutungen?
Dazu
stellen wir Ihnen Texte zur
Verfügung, und zwar Texte, die "nicht nur das Aneinanderreihen
von geschriebenen (...) Zeilen" umfassen, "sondern
auch das Zusammenfügen von in Bild und Ton kodierten Informationssträngen
über den gängigen, auf Sprache bezogenen Sinn"
(Doelker). Wir arbeiten mit visuellen Texten (Standbild, bewegtes
Bild, Schrifttext), auditiven Texten (Sprechtext, Musik, Geräusch)
und audiovisuellen Texten (Bild-, Wort- und Tonstränge).
Im Sinn der bereits erwähnten Cultural Studies sind Texte
|
symbolische
Verdichtungen und Produkte sozialer Erfahrung, |
|
Orte,
an denen um Bedeutung gerungen wird (aushandeln), |
|
manchmal
auch das Handeln von Menschen, |
|
offen
für eine Vielzahl von unterschiedlichen Bedeutungszuweisungen
(Bildern wird
erst durch die Bildunterschrift Bedeutung zugewiesen). |
Wir laden Sie ein, die im Workshop vorhandenen Texte zu lesen
("lesen" meint beim komplexen Textbegriff auch anschauen, hören
...) und diese als Übungsangebote für Ihre ganz eigene
spezifische Lesart zu nutzen. Dabei kann es sein, dass Sie
|
die
gängige, "selbstverständliche" Bedeutung,
die sich völlig nach den herkömmlichen Werten
und Normvorstellungen richtet, übernehmen (dominantes
Lesen), |
|
einiges
an der eingeschriebenen Bedeutung verändern (ausgehandeltes
Lesen), |
|
die
gängige, übliche Bedeutung ablehnen, einen gegensätzlichen
Bezugsrahmen aufgreifen und "gegen den Strich"
lesen (oppositionelles Lesen). |
Den
konzeptuellen Rahmen sowie Methoden zur Überprüfung
Ihrer Versuche bietet die Semiotik,
die Lehre von den Bedeutungen, die eine systematische, umfassende
und zusammenhängende Befassung mit Kommunikationsphänomenen
ermöglicht.
Wenn der Workshop Ihre Neugierde geweckt hat und Sie mehr über
Kommunikation und Bedeutungsproduktion wissen wollen, als dieses
Gerüst Ihnen bietet, noch eine kurze Literaturauswahl:
Doelker, Christian (1997):
Ein Bild ist mehr als ein Bild. Stuttgart: Klett-Cotta.
Fiske,
John (1993) Introduction to Communication Studies.
London-NewYork: Routledge.
Hall, Stuart (1989): Die strukturierte
Vermittlung von Ereignissen. In: Stuart Hall: Ausgewählte
Schriften. Ideologie, Kultur, Medien, Neue Rechte, Rassismus.
Hamburg, Berlin, 126-149.
Monaco, James (1980): Film
verstehen. Hamburg: Rowohlt.
Titscher, Stefan; Wodak, Ruth; Meyer,
Michael; Vetter, Eva (1998): Methoden der Textanalyse.
Leitfaden und Überblick. Opladen: Westdeutscher Verlag.
|
|