Auch
innerhalb der Vereinigten Staaten gibt es Gegenden, wie den Süden,
wo die Leute viel lächeln und solche, wo sie wenig lächeln
wie beispielsweise in New England oder im noch mürrischeren
Westteil des Bundesstaates New York. In der Region der großen
Seen, kann es vorkommen, dass jemand, der oft lächelt, gefragt
wird, was denn so lustig sei, in Georgia könnte jemand, der
nicht lächelt, gefragt werden, ob irgendetwas nicht in Ordnung
ist.
Es
bedeutet nicht, dass die, die lächeln, einfach glücklicher
sind, sondern vielmehr lernen wir alle als Kinder, in welchen Situationen
man von uns erwartet, dass wir lächeln und in welchen man von
uns erwartet, dass wir dies nicht tun, und von Gegend zu Gegend
ist dies unterschiedlich. (Davis,
Flora)
Der
Begriff kinesics (k' nees ix)
wurde von dem Anthropologen Ray Birdwhistell geprägt, um die
Rolle von Körperbewegungen in der Kommunikation zu beschreiben.
Er bezieht sich auf Gesten, Körperhaltungen, Mimik und Körperbewegungen.
- Betrachten Sie beispielsweise die Gesten, die wir als "Lächeln"
und "Stirnrunzeln" bezeichnen.
Obwohl
der Unterschied zwischen einem "Lächeln" und einem
"Stirnrunzeln" nur eine einfache Botschaft zu übermitteln
scheint, kann eine kleine Veränderung im Gesichtsausdruck des
Sprechenden oder des Zuhörenden die Bedeutung der Worte, die
ausgetauscht werden, in dramatischer Weise verändern.
Nehmen Sie die folgenden zwei Varianten eines fiktiven Kommunikationswechsels
zwischen Carlos und Merissa. Obwohl die Worte jedes Mal dieselben
sind, ist der Gesichtsausdruck ein unterschiedlicher.
Hier der erste Kommunikationswechsel:
Was
kann über dieses Gespräch gesagt werden? Es macht den
Eindruck, dass beide sich freuen, einander zu sehen; dass sich Carlos
auf die Party freut; dass Merissa enttäuscht ist, weil sie
nicht hingehen kann; dass Carlos nun ebenfalls enttäuscht ist.
Nun betrachten Sie dasselbe Gespräch
mit anderem Gesichtausdruck:
In
diesem Fall scheint Merissa nicht erfreut, Carlos zu sehen. Und
sie ist nicht bestürzt, dass sie nicht zur Party gehen kann.
Wie wissen wir das? Die Antwort
ist, wir wissen es nicht - nicht mit hundertprozentiger Sicherheit.
- Aber wenn Menschen einen Ausdruck wahrnehmen, den sie als Lächeln
interpretieren, dann schließen sie daraus auf einen ganz bestimmten
Gemütszustand des Senders. Dasselbe gilt für das Stirnrunzeln.
Als Babys beginnen wir zu registrieren, welche Haltung die Menschen
um uns einnehmen, wenn sie lächeln oder die Stirn runzeln,
und von da an bestärken unsere Lebenserfahrungen diese frühen
Interpretationen.
Nonverbale Kommunikation ist recht komplex. In den vorangegangenen
Beispielen erfolgt Kommunikation über zwei Kanäle - einen
Luftkanal, der die gesprochene Sprache transportiert, und einen
visuellen Kanal, der den nonverbalen Gesichtausdruck befördert.
Es findet jedoch noch zusätzlich nonverbale Kommunikation statt,
auch wenn sie nicht gekennzeichnet ist. So etwa übermittelt
der visuelle Kanal Handgesten und Körperhaltungen der beiden
Kommunikationspartner; und der Luftkanal überträgt von
beiden Sprechenden den Ton ihrer Stimme, die Art, wie sie Pausen
und Punktuationen in ihrer Rede setzen. All das spielt eine Rolle
in der Interaktion der beiden.
Hier ein weiteres Beispiel für die
Bedeutung des Gesichtsausdrucks als Kommunikationsmittel.
Das Einzige, das sich in den ersten vier Gesichtern verändert,
ist die Stellung der Augenbrauen. Doch allein diese Abweichung verändert
in dramatischer Weise, wie der Gemütszustand hinter dem Gesicht
interpretiert wird. Was "lesen" Sie im einzelnen Gesichtsausdruck
- d.h. was sagt für Sie der Gesichtsausdruck über den
Gemütszustand der Person aus? Beachten Sie bitte, dass bei
Gesicht E auch das Augenlid bewegt wurde. Macht dies die Interpretation
leichter oder schwieriger?
Im Semiotik-Modell fungiert der Gesichtsausdruck als Index.
Das heißt er ist direkt verbunden mit den Emotionen des Individuums.
Daher ist er ein sehr bedeutsames Werkzeug für Kommunikation.
Wie das nächste Zitat hervorstreicht, besitzt beispielsweise
allein der Augenkontakt bereits eine beträchtliche Komplexität.
Die meisten Begegnungen beginnen mit Augenkontakt.
Als Eröffnungsgeste bietet er klare Vorteile. - Er kann so
vorsichtig-zögernd erfolgen, dass der Blickende gar nicht dazu
stehen oder Verantwortung dafür übernehmen muss, wie er
es bei einer gesprochenen Begrüßung tun müsste.
Nichtsdestoweniger wird - wie Goffmann hervorhebt - von einem Amerikaner
angenommen, er sei für alles Weitere offen, sobald er sich
auf Blickkontakt eingelassen hat. Deshalb haben Kellnerinnen eine
so große Fertigkeit darin entwickelt, sich in Situationen,
in denen sie besonders viel zu tun haben, jedem Augenkontakt zu
entziehen. Kinder erlernen diese spezielle Funktion des Augenkontakts
sehr früh. Wenn mein erst zweijähriger Sohn sich im Autositz
beengt fühlte und sich darüber beschweren wollte, pflegte
er mit mir zugewandtem Kopf mich solange ohne ein Wort anzublicken,
bis ich den Augenkontakt mit mir zuließ. (Davis,
Flora, S.69)
Als Beispiel betrachten Sie die folgende Gruppe von Gesichtern,
in denen die Form der Augenbrauen, die Form der Augen und die Form
des Mundes verändert werden. Die Bandbreite der möglichen
Bedeutungen ist viel größer als die im vorangegangenen
Beispiel.
 Obwohl
sehr viele Untersuchungen sich mit der Mimik und der Körpersprache
auseinander gesetzt haben, sind die Wissenschaftler weit von der
Entschlüsselung dieser komplexen Kommunikationsmittel entfernt.
Wenn Sie sich für "Körpersprache" interessieren,
so finden Sie Weiterführendes in zahlreichen Büchern und
Artikeln, die darüber geschrieben wurden.
Der nächste Abschnitt untersucht die Rolle von Positionierung
und Distanz in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
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