Beziehungen
basieren nicht nur auf dem Austausch von Information, sondern auch
auf dem, was wir voneinander wahrnehmen. Eine Beziehung definiert
sich nicht so sehr durch das, was gesagt wird, sondern vielmehr durch
die Erwartungen der Partner an das Verhalten des anderen.(Littlejohn,
Stephen W., S. 262)
Bei
ihren Studien zur Interaktion von Einzelpersonen innerhalb der Gesellschaft
haben Wissenschafter festgestellt, dass manche Formen von Interaktion
regelmäßig wiederholt auftreten. Diese kontinuierlichen
Interaktionsmuster werden Beziehungen genannt, und viele interessante
Fragen ergeben sich - wie zum Beispiel:
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Wie
viele unterschiedliche Beziehungen gibt es? |
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Zwischenmenschliche
Beziehungen umfassen solche wie die von Freund zu Freund oder
von Feind zu Feind, Eltern-Kind-Beziehungen, Geschwisterbeziehungen,
Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen und viele weitere. Jede
dieser Beziehungen weist ihr eigenes einzigartiges Interaktionsmuster
auf. Wissenschaftler fragen sich daher, wie viele verschiedenartige
Beziehungen insgesamt möglich wären und in welche
Kategorien man sie teilen könnte. |
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Wie
fangen Beziehungen an? |
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Die
Mutter-Kind-Beziehung beginnt mit der Geburt (vielleicht auch
schon davor). Die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung beginnt
mit einem Stellenangebot (vielleicht auch schon davor). Wissenschaftler
möchten gerne wissen, wie jede dieser verschiedenen Beziehungsformen
beginnt und suchen nach allgemeinen Mustern, die in allen
Beziehungsanfängen vorkommen. |
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Wie enden Beziehungen? |
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Das
Ende einer Beziehung bringt eine Veränderung in der Qualität
und Intensität der Kommunikation zwischen den Partnern
mit sich. Manchmal erfolgt sie plötzlich, so etwa, wenn
ein Elternteil stirbt, manchmal erstreckt sie sich über
Jahre, so etwa, wenn zwei Freunde sich langsam "auseinander
leben". Wissenschaftler würden gerne herausfinden,
wie sich die Interaktionsmuster bei der Auflösung von
Beziehungen verändern. Sie beschäftigen sich auch
mit Beziehungen, die statt zu enden von einer Beziehungsart
in eine andere übergehen - so etwa, wenn "Freunde"
zu einem "Liebespaar" werden. |
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Welche Rolle spielt Kommunikation in Beziehungen? |
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Manche
Beziehungen sind beständig, andere nicht. Viele - wenn
nicht die meisten - verändern sich im Laufe der Zeit,
manche werden "enger und vertrauter", andere "distanzierter".
Wissenschaftler versuchen Begriffe wie "eng" und
"distanziert" zu definieren und untersuchen, welche
Rolle der Kommunikation bei der Aufrechterhaltung von Beziehungen
zukommt. |
Da Menschen ihr ganzes Leben lang in fortlaufende Beziehungen unterschiedlichster
Art eingebunden sind, ist das Studium von Beziehungen wichtig um
das Alltagsleben in einer Gesellschaft zu verstehen. Über dieses
Thema wurde viel mehr geschrieben als jemals im Rahmen diese Tutorials
vorgestellt werden könnte. - Die im Folgenden diskutierten
Theorien und Modelle wurden ausgewählt, um einige unterschiedliche
Zugänge bei der Erforschung von Kommunikation innerhalb von
Beziehungen zu veranschaulichen. Sollten Sie sich für dieses
Thema näher interessieren, erwartet Sie eine Vielzahl von Büchern,
Artikeln, Filmen und CDs in Bibliotheken und im Internet.
Kontext
Da man nie direkt wissen kann, was im Kopf anderer vorgeht, kann
man auch nie sicher sein, wie die eigene Botschaft interpretiert
wird. Anders gesagt könnte man betonen, dass Menschen nie absolute
Gewissheit über den Kontext erlangen können, in dem andere
ihre Nachrichten dekodieren.
Das Studium der Sprechakte zeigt, wie wichtig der Kontext in der
menschlichen Kommunikation ist. Wenn zwei Personen einander verstehen
sollen, müssen sie nicht nur dieselbe Sprache sprechen, sondern
auch dieselben Annahmen im Hinblick darauf treffen, was nicht
gesagt wird. Das kann zur Situationen führen, in denen beide
annehmen, sie hätten verstanden, was gesagt wurde, dies de
facto aber nicht so ist.
Dazu
folgendes Beispiel:
 Eine
Studentin und ein Student, Karen und Mike, unterhalten sich
beim Verlassen der Uni am späten Freitagnachmittag. "Sehen
wir uns heute Abend bei der Party?" fragt Karen.
"Ja, ausgemacht", antwortet Mike.
Sie treffen einander wieder Samstagmittag im Café.
"Wo warst du?!" fragt Mike. "Ich?!" erwidert
Karen, "Ich war da. Du warst derjenige, der nicht aufgetaucht
ist." |
Was war das Problem? Offensichtlich haben Karen und Mike verstanden,
was sie zueinander am Freitag gesagt haben. Wie konnte es dann bis
Samstag zu dieser verwirrenden Situation kommen?
Die Antwort darauf ist natürlich nicht im Inhalt ihrer Aussagen
zu finden, sondern vielmehr im Kontext - in dem, was nicht gesagt
wurde. Jeder von den beiden bezog "Party" auf eine Party,
von der er/sie wusste, dass sie am Abend stattfinden würde.
Es handelte sich dabei aber nicht um dieselbe Party. Folglich war
das letztendliche Ergebnis ihrer Kommunikation unerwartet, obwohl
die Aussagen beider wahr waren und in der richtigen Intention vermittelt
wurden.
Da es nicht möglich ist, ständig alle Details zu all den
Botschaften zu kommunizieren, sind die Sprecher oft davon abhängig,
dass die Zuhörer den Kontext ebenso kennen wie sie selbst.
Die nächsten vier Abschnitte zeigen einige Möglichkeiten,
wie Leute mit Kontext umgehen, wenn sie Beziehungen knüpfen,
fortsetzen oder auflösen.
Ein Zugang, menschliche Beziehungen ihrem Wesen nach zu betrachten,
ist, interpersonelle Kommunikation nicht dem Bild von zwei Personen
gleichzusetzen, die einander Botschaften zuwerfen, sondern dem eines
Tanzpaares. In ihren Bewegungen reagieren die Tanzpartner auf die
Schritte des anderen, sie antizipieren sie aber auch. Setzt der
eine oder andere einen Schritt in eine unerwartete Richtung, verwirrt
das den anderen und er kann möglicherweise nicht folgen. Ähnlich
ist es bei der Kommunikation. Es macht wenig Sinn, über etwas
zu sprechen, das jeder nur für sich allein tut - es ist die
wechselseitige Interaktion, die den Prozess ausmacht. |