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![]() Das vorliegende Modul der Reihe „Gender und Film“ behandelt die folgenden Filme aus einem interkulturellen Standpunkt heraus: Same same but different
![]() Die Fremde
![]() Wüstenblume
![]() Je nach Schwerpunktsetzung kann mit allen drei Filmen gearbeitet werden oder auch nur mit einem bzw. auch nur mit einzelnen Filmausschnitten. (Alle Filme sind auf DVD erhältlich.) Fächer: Religion, Ethik, Geschichte und Sozialkunde, Geographie und Wirtschaftskunde Themen: Interkulturalität, Begegnung mit anderen Kulturen, Religion, Gender, Rollenbilder, Medien, Vorurteile, Grund- und Menschenrechte, Klischees, Identität INHALT DIESES MODULS:
Interkulturalität – Film – Gender
Kultur-Clash
Weibliche Selbstbestimmung // Patriarchat
Literatur
Einführung: Interkulturalität – Film – Gender Aufgrund des Anstiegs neuer medialer Verbreitungsformen und technischer Errungenschaften – wie etwa in Form von neuen Medien, digitalem TV, einfacheren Verbreitungs- und Produktionsmöglichkeiten – dringen immer mehr Informationen jenseits unserer eigenen geografischen Grenzen in uns ein: Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, die zunehmend medial und kulturell vernetzt ist. Besonders TV-Nachrichten mit einschlägigen Bildern oder beliebte TV-Serien beeinflussen unsere Vorstellungen von anderen Menschen(-gruppen) und Kulturen; politische und gesellschaftliche Ansichten basieren nicht selten auf medialen Bildern. Neben der Frage, inwiefern die an uns herangetragenen Informationen mit der vorgegebenen „Wirklichkeit“ anderer Kulturen tatsächlich übereinstimmen, ist vermutlich ebenso wichtig zu überlegen, was das Dargebotene über die Gesellschaft und Medienlandschaft aussagt, in der wir selber leben. Denn trotz Globalisierung und kultureller Vernetzung bewerten wir Informationen und Medien aus einer eurozentristischen*) Perspektive: Menschliche Bedürfnisse werden mit westlichen Prinzipien in Verbindung gebracht (wie etwa der Stellenwert von Individualität, Jugendlichkeit, Schönheit etc.), Mainstream-Medien bilden vor allem die Sichtweise von US-AmerikanerInnen und (West-)EuropäerInnen ab. Das hier vorliegende Modul fokussiert vor allem auf die Frage, wie die ausgewählten Filme mit der Abbildung von Geschlechterrollen in anderen Kulturkreisen umgehen. Diskutiert werden soll dabei nicht nur, wie interkulturelle Themen (wie beispielsweise der Umgang mit Traditionen, Religionen und Rollenbildern) in den jeweiligen Filmen aufbereitet werden, sondern auch, inwiefern unsere Medien bereits vorhandene Vorstellungen und Klischees der Mehrheitsgesellschaft bekräftigen. Grundlegende Frage dabei ist, wie wir mit Filmen umgehen können, die Themen interkulturellen Zusammenlebens behandeln und mitunter – wie bei den vorliegenden Beispielen – von RegisseurInnen gemacht wurden, die nicht aus den jeweils gezeigten Kulturkreisen stammen. Können (Film-/Medien-)ProduzentInnen trotz eines europäisch-westlichen Blickwinkels den Positionen der jeweils gezeigten Gemeinschaften gerecht werden? Und welche Rolle spielt die (kulturelle) Herkunft der ZuseherInnen bei der Beurteilung interkultureller Themenstellungen? *) Eurozentrismus bezeichnet eine Einstellung, die Europa unhinterfragt in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns rückt und die Beurteilung außereuropäischer Kulturkreise nach europäischen, westlichen Vorstellungen und auf der Grundlage der in Europa entwickelten Werte und Normen vornimmt. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eurozentrismus ![]() Mögliche Fragen
Übung
Bildet Vierergruppen. Bestimmt zwei oder drei Themenbereiche, die in den Medien immer wieder als Auslöser für Konflikte zwischen Kulturen herangezogen werden. Diskutiert innerhalb der Gruppe, wie kulturelle/ethnische Konflikte in den Medien aufbereitet werden. Welche Perspektiven werden berücksichtigt? Was sind eure persönlichen Positionen zu diesen Themen? Macht Notizen und stellt eure Gedanken anschließend in der Klasse vor. Der Film: „Same same but different“
Genre: Drama/Literaturverfilmung
Land: Deutschland
Jahr: 2009
Länge: 106 Minuten
Altersempfehlung: ab 14 (lt. www.kinofenster.de)
Regie: Detlev Buck
DarstellerInnen: David Kross (Ben), Apinya Sakuljaroensuk (Sreykeo)
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, erzählt von Benjamin Prüfer, der im Jahr 2003 nach Kambodscha reiste und seine biografischen Erlebnisse im Roman „Wohin Du auch gehst“ (Scherz Verlag, 2007) verarbeitete. (Die Neuauflage erschien 2009 unter dem Titel „same same but different“ als Fischer Taschenbuch.) ![]() Kultur-Clash: Ganz gleich? Oder doch anders?
Die titelgebende Redewendung „Same same but different“ – ganz gleich und doch anders – thematisiert das fragile Beziehungsgeflecht zwischen Ben, einem westeuropäischen Jugendlichen, und Sreykeo, einer kambodschanischen Prostituierten. Der Zusammenprall beider Lebenswelten bedeutet für das Paar nicht nur ein Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Kulturkreisen, sondern auch ein Auseinanderklaffen hinsichtlich Lebensstandards und individueller Aufstiegschancen.
Bens Kulturkreis wird vor allem mit Prosperität und finanziellem Wohlstand in Verbindung gebracht. Der Anspruch auf Individualismus und persönliche Selbstbestimmung sind Eckpfeiler des (west-)europäischen Selbstverständnisses. Die Vielzahl von (privaten und beruflichen) Wahlmöglichkeiten sowie die Selbstverständlichkeit von Freizeit, Reise-Tourismus und Spaß gehören für den Filmprotagonisten Ben wie für die meisten EuropäerInnen zum westlich-liberalen Leben dazu. Sreykeo repräsentiert eine Erdregion, die zu den Entwicklungs- bzw. Schwellenregionen zählt. Nach jahrhundertelanger Kolonialpolitik (Kambodscha erlebte seine Unabhängigkeit von Frankreich erst im Jahre 1953) und anschließender Diktatur durch die Roten Khmer (1975 bis 1979) folgten Krieg und wirtschaftlicher Kollaps, der Armut folgten Prostitution, Sextourismus und HIV. Sreykeo steht für jene Frauen, deren Kindheit durch Prostitution und HIV-Infektion abrupt beendet wurde. Neben dem Thema Liebe und der Überwindung der geografischen und ideologischen Grenzen veranschaulicht der Film die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen der westlichen Welt und den (ehemaligen) Entwicklungs- bzw. Schwellenländern. Das Abhängigkeitsverhältnis, in das Ben und Sreykeo geraten, beschreibt zum großen Teil die kambodschanische Realität: Während viele Einheimische auf das Geld angewiesen sind, das sie durch die eigens für Touristen angebotenen Dienstleistungen erwirtschaften, konsumieren die (privilegierten) Touristen „Abenteuer“ und „Spaß“ oder wie es Bens Freund Ed im Film auf den Punkt bringt: „Kriegstourismus mit Anspruch“. Der Film „Die Fremde“ „Im Kern erzähle ich ein filmisches Drama, in dessen Zentrum als Hoffnungsschimmer die Möglichkeit zur gegenseitigen Annäherung steht. Die Intention ist, Empathie zu schaffen. Jenseits von medialen Vorurteilen und rassistischen Verurteilungen.“ (Feo Aladag, Regisseurin des Films) Genre: Drama
Land: Deutschland
Jahr: 2010
Länge: 119 Minuten
Altersempfehlung: ab 14 (lt. http://kinofenster.de/ )
Regie: Feo Aladag
DarstellerInnen: Sibel Kekilli (Umay), Florian Lukas (Stipe), Alwara Höfels (Atife)
![]() Weibliche Selbstbestimmung versus Patriarchat
„,Die Fremde‘ ist die fesselnde und herzerweichende Geschichte einer Frau, die sich in einer gewalttätigen Beziehung befindet. Diese Frau muss sich nicht nur von der Ehe, sondern auch von den kulturellen Vorurteilen und Bindungen befreien, die sich aus ihr ergeben.“ (Tribeca Filmfestival New York)
In Deutschland aufgewachsen und von türkischen Eltern abstammend, repräsentiert Umay eine Vertreterin der zweiten bzw. dritten Generation; sie ist (kulturell) entwurzelt und nirgends wirklich zu Hause. Umay verweigert sich den konservativen Rollenmustern und kämpft darum, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Zwischen persönlichem Glücksanspruch und dem Verlangen nach familiärer Bindung innerlich zerrissen versucht sie, ihre individuellen Bedürfnisse mit dem Wertekanon ihres türkischen Elternhauses in Einklang zu bringen. Doch Umays Ringen um Unabhängigkeit und Liberalität kontrastiert mit den religiös aufgeladenen Werten und Regeln, welche die restliche Familie ihrer anatolischen Heimat entnommen hat. Der Konflikt zwischen Umay und ihren Eltern - teils auch Geschwistern - basiert auf auseinanderklaffenden kulturellen Konzepten und dem Widerstreit von modernen und traditionellen Lebensweisen. Denn wie in vielen muslimisch geprägten Kreisen üblich, interpretieren auch Umays Eltern die Regelungen des Korans unter Berücksichtigung vorherrschender Gesellschaftsnormen. Die dahinter stehenden Konzepte sind Eckpfeiler eines konservativen und patriarchalischen Weltbildes, in dem die Interessen der Gemeinschaft über denen der Einzelnen stehen. Im Zuge der Auseinandersetzungen mit Umay verweisen die Eltern auf die Bedeutung von Ehre („Namus“) und die einhergehende Schande und den Verlust des sozialen Ansehens, sobald das soziale Gefüge hinterfragt oder gestört wird. Umay hingegen bezieht sich auf die Grundprinzipien westlich orientierter Wertegemeinschaften und weigert sich, die ihr zugewiesene Rolle als untergeordnete Frau zu akzeptieren; sie fordert (geschlechtliche) Gleichberechtigung. Anstatt die Verhaltensregeln und Anschauungen der Eltern – den Autoritäten – zu übernehmen, provoziert Umay ihre gesamte Familie und löst eine Störung innerhalb des patriarchalen Systems aus. Die sich überstürzenden Ereignisse bei Ranas Hochzeit (Umays jüngerer Schwester) bilden nicht nur den filmdramaturgischen Höhepunkt, sondern stehen auch für den versinnbildlichten Zusammenprall gegensätzlicher Weltanschauungen. Neben unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich Geschlechterrollen, Religion und kultureller Zugehörigkeit geht es im Film auch um einen Generationskonflikt: Indem Umays Eltern ihre eigenen Werte der nachfolgenden Generation aufoktroyieren und bedingungslose Autorität einfordern, hindern sie ihre Kinder daran, eigene Prinzipien zu formulieren. Wie gehen wir ZuschauerInnen mit einem Film um, der einen Ausschnitt aus einer Gesellschaft zeigt, in dem ein unausgewogenes Machtgefüge vorliegt und der öffentliche Raum von Männern und ihren Gesetzen „bewacht“ wird? Noch dazu, wenn es sich um türkische Männer handelt, die Frauen in eine unterwürfige Rolle als unverheiratete Tochter, Ehefrau, Mutter weisen und vor „Ehrenmorden“ nicht zurückschrecken? Bildet der Film die „Realität“ vieler türkischer Familien ab oder handelt es sich lediglich um Projektionen und Vorstellungen, die viele Nicht-TürkInnen mit dem türkischen Wertesystem verbinden? Gibt es überhaupt nur ein Wertesystem? Mögliche Fragen
Bildet Vierergruppen. Bestimmt zwei oder drei Themenbereiche, die in den Medien immer wieder als Auslöser für Konflikte zwischen Kulturen herangezogen werden. Diskutiert innerhalb der Gruppe, wie kulturelle/ethnische Konflikte in den Medien aufbereitet werden. Welche Perspektiven werden berücksichtigt? Was sind eure persönlichen Positionen zu diesen Themen? Macht Notizen und stellt eure Gedanken anschließend in der Klasse vor.Bildet Kleingruppen und teilt euch darin in jeweils zwei Gruppen auf. Ihr sollt darüber diskutieren, wie wir Menschen miteinander leben sollten. Der eine Teil der Gruppe begibt sich in die Rolle von Umay und beansprucht „westlich-europäische“ Werte. Der andere Teil der Gruppe stellt sich vor, sie wären Umays Eltern bzw. Geschwister und sehen sich dem (familiären) Ehrprinzip verpflichtet. Sie beziehen sich damit auf konservative und religiös bedingte Werte. Versucht euch vorzustellen, was die entsprechenden Personen im Film sagen würden. Wie würden sie argumentieren? Diskutiert anschließend eure eigenen Standpunkte. Zu welchen Meinungen und Ansichten kommt ihr? Mögliche Fragen
![]() Der Film „Wüstenblume“ „Weibliche Genitalverstümmelung hat nichts mit Kultur, Tradition oder Religion zu tun. Sie ist Folter und ein Verbrechen, das bekämpft werden muss.“ (Waris Dirie) Genre: Drama, Biografie-/Literaturverfilmung
Land: Großbritannien, Österreich, Deutschland
Jahr: 2009
Länge: 121 Minuten
Altersempfehlung: ab 12 (lt. Quelle: Jugendmedienkommission)
Regie: Sherry Hormann
DarstellerInnen: Sibel Kekilli (Umay), Florian Lukas (Stipe), Alwara Höfels (Atife)
Der Film basiert auf der gleichnamigen Autobiografie der Somalierin Waris Dirie. Der Roman (Originaltitel: Desert Flower) wurde mit über elf Millionen verkauften Exemplaren ein internationaler Bestseller.
Waris Dirie startete Ende der 1980er-Jahre eine Karriere als Topmodel und engagiert sich seit 1997 als UN-Sonderbotschafterin im Kampf gegen die weibliche Beschneidung. Sie leitet die in Österreich ansässige Desert Flower Foundation. ![]() Waris Dirie ist nicht nur eine Person, die als mittelloses Nomadenmädchen nach London kam, als Model entdeckt wurde und deren Leben durch ein Kindheitstrauma überschattet wird. Waris Dirie ist gleichzeitig auch Identifikationsfigur und Zentrum eines intermedialen Netzes: Ihr facettenreiches Leben wurde bzw. wird mittels diverser Medien (Film, Interviews, Presseartikel, Modefotos, Reportagen etc.) beleuchtet und einem breiten Publikum bekannt gemacht. Vor allem durch die Romanvorlage und die filmische Adaption entstand die Möglichkeit, auf ein Frauen- und Menschenrechtsthema aus einer ganz individuellen Perspektive aufmerksam zu machen. Nicht umsonst wurde Waris Dirie zur UN-Sonderbotschafterin im Kampf gegen die weibliche Genitalbeschneidung. Der Erfolg des Films und des Buches sind Anzeichen dafür, dass die mediale Aufbereitung (vielfach geteilter) Menschenschicksale aus der persönlichen Perspektive eindringlicher aufgenommen wird als Themenkomplexe ohne BotschafterIn. ZuschauerInnen orientieren sich an Einzelschicksalen (wie zum Beispiel bei Anne Frank und ihren Tagebüchern). Bleibt die Frage, ob ein Einzelschicksal allen Aspekten gerecht werden kann. Was wäre gewesen, wenn die betreffenden Personen nicht durch Zufälle in die (mediale) Öffentlichkeit gedrungen wären? Mögliche Fragen
Übung
Übung
Schönheit kann in den unterschiedlichen Kulturen ganz verschieden dargestellt und wahrgenommen werden.
Literaturhinweise zu den Filmen Prüfer, Benjamin: Wohin Du auch gehst. Scherz Verlag, 2007. (Neuauflage: same same but different. Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main 2009) Informationen zum Unterrichtseinsatz des Films „same same but different“: www.kinofenster.de/filmeundthemen/neuimkino/archiv_neuimkino/ Dirie, Waris: Wüstenblume. Knaur, München 2007 (Erstausgabe 1997) Informationen zum Unterrichtseinsatz des Films „Wüstenblume“: www.kinofenster.de/filmeundthemen/archivmonatsausgaben/kf0909/ Interview mit Waris Dirie über die Verfilmung ihrer Autobiografie und ihr Engagement gegen weibliche Genitalverstümmelung: www.kinofenster.de/filmeundthemen/archivmonatsausgaben/kf0909/waris_dirie_0909/ Informationen zum Unterrichtseinsatz des Films „Die Fremde“: www.kinofenster.de/filmeundthemen/neuimkino/archiv_neuimkino/die_fremde_film/ Interview mit Regisseurin Feo Aladag über ihren Film „Die Fremde“: http://mokant.at/archiv/1003-feo-aladag-interview.html
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