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In diesem Modul geht es um Filme, in denen sich Jugendliche in eine gleichgeschlechtliche Person verlieben und dabei ihre eigene Identität entdecken. Die hier vorgestellten Filme wurden nicht nur von Publikum und Kritik gleichermaßen gelobt, sondern spiegeln auch die jugendliche Erlebniswelt auf eindringliche und authentische Weise wider.
 
Brokeback Mountain
 
Das Modul bietet Hintergrundinformationen und Anregungen für Diskussionen, Rollenspiele und (Gruppen-)Übungen.
 
Behandelt werden folgende Filme:
 
Sommersturm Wikipedia (ab 14 Jahren)
Raus aus Åmål Wikipedia (ab 12 Jahren)

 
Je nach Themenschwerpunkt können Sie beide Filme behandeln (was den Vorteil hätte, dass Sie die Filme miteinander vergleichen können), nur einen der Filme auswählen oder mit einzelnen Filmausschnitten arbeiten.
 
Im Rahmen dieses Themas würden sich auch die Filme „Männer wie wirWikipedia (Deutschland, 2004) und „Brokeback MountainWikipedia (USA, 2005) eignen.

 
Fächer: Deutsch, Religion, Ethik, Psychologie und Philosophie, Sozialkunde, Bildnerische Erziehung
 
Themen: Liebe, Freundschaft, Identität, Sexualität, Geschlechterrollen, Pubertät, Erwachsenwerden, Vorurteile, Außenseiter, Intoleranz
 
INHALT DIESES MODULS:
Gender Trouble
Informationen zu den Filmen
Das gesellschaftliche Umfeld
Das Coming-out
Hilfreiche Websites

Gender Trouble
Besonders Jugendliche orientieren sich bei ihrer Suche nach (sexueller) Identität an den von der Gesellschaft vorgelebten Rollenbildern. Burschen und Mädchen richten sich in ihrem Verhalten nach dem jeweils präsentierten und von den Medien nicht selten idealisierten Männer- bzw. Frauenbild. Sich womöglich in eine Person gleichen Geschlechts zu verlieben, entspricht nicht dieser vorgelebten Norm.
 
Je patriarchalischer eine Gesellschaft ist, desto größer scheint der Druck auf Burschen bzw. Männer zu sein, dem Bild eines „echten Mannes“ (das meist mit Stärke, Dominanz und Durchsetzungsfähigkeit verbunden wird) zu entsprechen. Dazu gehört nicht nur, sich deutlich von „weiblichen“ Eigenschaften (wie z. B. Emotionalität, Sensibilität, Körperbezogenheit etc.) abzugrenzen, sondern auch, sich gegen Homosexualität auszusprechen.
 
Der Anspruch an Mädchen, den Vorstellungen einer „echten Frau“ (in erster Linie bezogen auf das gängige Schönheitsideal, später die Erfüllung der Mutterrolle) zu entsprechen, ist vermutlich mit einem anderen Druck verbunden als der bei Burschen und jungen Männern. Überspitzt formuliert: Männer müssen „hart“ sein, Frauen sollten schön sein. Auch scheint lesbische Liebe eher geduldet als die Liebe unter Männern. Zudem wird der Körperkontakt unter Mädchen als tolerierte Eigenheit der weiblichen Entwicklung angesehen und nicht zwingend mit lesbischer Liebe gleichgesetzt. In patriarchalisch geprägten Gemeinschaften wird weibliche Sexualität auch heute noch schlicht weniger ernst genommen.
 
Trotz zunehmender Liberalisierung in unserer Gesellschaft ist es für entsprechend veranlagte Jugendliche nicht selbstverständlich, sich zu outen. Die entfernte und damit „abstrakte“ Homosexualität wird weitaus häufiger toleriert als entsprechende Fälle im eigenen Bekanntenkreis. Das weiß auch jede/r Betroffene.
 
Anhand von zwei Filmbeispielen möchte dieses Modul der Reihe „Gender und Film“ zu einer offenen Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität ermutigen und durch Diskussionen, Übungen und Rollenspiel zu unterschiedlichen (Gender-)Perspektiven einladen.

 
Mögliche Fragen

  • Können Bücher oder Filme helfen, sich dem Thema Homosexualität anzunähern?
  • Welche Bücher oder Filme kennst du, die sich mit Homosexualität auseinandersetzen?
  • Wie erlebst du in unserer Gesellschaft die Akzeptanz von Homosexualität?
  • Was kann man selbst zu mehr Toleranz in Gemeinschaften wie zum Beispiel in der Schule/Klasse, in der Familie, im Sportverein oder im Freundeskreis beitragen?
Übung

Bildet Vierergruppen. Jede/r notiert Eigenschaften und Verhaltensweisen, die er bzw. sie als typisch männlich, als typisch weiblich empfindet. Diskutiert anschließend, worauf ihr diese Eigenschaften zurückführt. Sind männliche/weibliche Eigenschaften angeboren oder werden sie durch Erziehung, Einflüsse der Gesellschaft geformt? Zu welchem Schluss kommt ihr in eurer Gruppe? Macht Notizen und präsentiert eure Ergebnisse in der Klasse.


Informationen zu den einzelnen Filmen
Sommersturm

„Es sollte ein ehrlicher Film werden über die Zeit der Jugend, der Unentschlossenheit. Keine Hau-Drauf-Komödie, keine platte sexuelle Farce, sondern ein Film, der Jugendliche, ihre Gefühlswelt und ihre Melancholie ernst nimmt.“ (Marco Kreuzpainter, Regisseur von „Sommersturm“)


Genre:
Drama/Coming-out
Land:
Deutschland
Jahr:
2004
Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
ab 14 (lt. Jugendmedienkommission)
Regie:
Marco Kreuzpainter
DarstellerInnen:
Robert Stadtlober (Tobi), Kostja Ullmann (Achim), Alicja Bachleda-Curuś (Anke)

Sommersturm Inhalt: Tobi und Achim sind unzertrennliche Freunde und begeisterte Ruderer. Achim weiß jedoch nicht, dass Tobi sich in ihn verliebt hat. Während eines erlebnisreichen Ruder-Zeltlagers in Bayern treffen sie auf andere Mannschaften und machen ihre ersten Erfahrungen mit Liebe und Sexualität. Als Achim sich zunehmend seiner neuen Freundin Sandra annähert, reagiert Tobi eifersüchtig. Nach Tobis Coming-out wird die Freundschaft zwischen Tobi und Achim auf eine harte Probe gestellt.

Raus aus Åmål
Genre:
Drama/Coming-out
Land:
Schweden
Jahr:
1998
Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
ab 12 (lt. kinofenster.de)
Regie:
Lukas Moodysson
DarstellerInnen:
Alexandra Dahlström (Elin), Rebecca Liljeberg (Agnes), Mathias Rust (Johan), Erica Carlson (Jessica)

Raus aus Åmål Inhalt: Die Teenager Agnes (16) und Elin (14) leben in Åmål (sprich: „Omol“), einer schwedischen Kleinstadt. Agnes ist heimlich in Elin verliebt. Doch der Traum, der provinziellen Langeweile zu entkommen, scheint das Einzige, was die beiden Mädchen verbindet. Denn während die umschwärmte Elin mit ihren Freundinnen auf Partys geht, ist Agnes eine Außenseiterin, die in ihrer Freizeit gerne liest und schreibt. Während der aufkeimenden Freundschaft unterdrückt Elin ihre Gefühle für Agnes aus Unsicherheit und verstößt sie nach dem ersten Kuss.


Das gesellschaftliche Umfeld in den beiden Filmen
Während der extrovertierte Tobi (Protagonist in „Sommersturm“) Anführer der Rudermannschaft ist und vordergründig dem Ideal eines jungen Mannes entspricht, nimmt die schüchterne Agnes (Protagonistin in „Raus aus Amal“) eine Außenseiterrolle ein. Obwohl Tobi und Agnes ziemlich unterschiedlich sind, teilen sie ähnliche Gefühle und Gedanken. Die Engstirnigkeit ihrer unmittelbaren Umgebung beklemmt sie in ihrer Gefühlswelt, sie zweifeln an sich selbst und sind verunsichert. Solange sie sich nicht geoutet haben (sich öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung bekannt haben), scheint es ihnen nicht möglich zu sein, selbstbewusst zu sich zu stehen und eine eigene Identität aufzubauen.
 
Mögliche Fragen

  • Woran erkennt man als ZuschauerIn, dass Tobi in Achim bzw. Agnes in Elin verliebt ist? Beschreibe die Blicke, das Verhalten und die Gesten der Zuneigung.
  • Welche Möglichkeiten hat eine Kamera, Gefühle sichtbar werden zu lassen?
  • Welche Möglichkeit hat Filmmusik, Gefühle sichtbar werden zu lassen? Versuche sowohl auf die Filmsprache als auch auf die Filmmusik entsprechend emotionaler Szenen einzugehen.
  • Beschreibe das Umfeld von Agnes.
  • Wie würdest du Tobis Umfeld beschreiben?
  • Welche (sozialen) Umstände erschweren die emotionale Situation von Tobi bzw. Agnes? Was ist deiner Einschätzung nach der Grund dieser Intoleranz? Gibt es diese Intoleranz auch bei uns?
  • Was müssen Tobi bzw. Agnes tun, um zu sich selbst zu finden?

Das Coming-out
Beiden Filmen ist gemeinsam, dass der erste gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakt vor dem Outing passiert. In „Sommersturm“ kommen sich Tobi und der aus der schwulen Rudermannschaft stammende Leo auf dem Anlegesteg sexuell näher, in „Raus aus Åmål“ küssen sich Elin und Agnes das erste Mal im Auto.
 
Nach Phasen der Enttäuschungen und Verwirrungen folgt bei den genannten ProtagonistInnen das Coming-out. Mit den Worten „Darf ich jetzt keine Frau mehr küssen, nur weil ich schwul bin?“ überrascht Tobi in „Sommersturm“ seine Kameraden beim Frühstück, nachdem er Anke freundschaftlich und fröhlich auf die Wange geküsst hat.
 
In „Raus aus Åmål“ passiert das Coming-out der beiden Mädchen bildlicher. Eingeschlossen in der Schultoilette und somit im Schutz vor der Außenwelt verhandeln Agnes und Elin den Zeitpunkt ihres Hinausgehens, ihres Coming-outs. Voller Entschlossenheit treten die sich umarmenden Mädchen aus ihrem Schutzraum heraus und präsentieren sich selbstbewusst ihren neugierigen MitschülerInnen. Beim Hinausschreiten verkünden die Mädchen ihr anstehendes, aber vermutlich ironisch gemeintes sexuelles Vorhaben; dies ist als leichte Provokation an die neugierige Zuschauerschar gerichtet.
 
Beide Momente der Entscheidung werden somit mit einem ironischen und amüsierten Kommentar begleitet. Die Umwelt reagiert überrascht, aber – soweit absehbar – tolerant.

 
Mögliche Fragen

  • Beschreibe die Szenen des Coming-outs in „Sommersturm“ und in „Raus aus Åmål“. Was machen oder sagen Tobi bzw. Agnes/Elin?
  • Wie reagiert die Umwelt beim jeweiligen Outing?
  • Wie fühlen sich Tobi bzw. Agnes/Elin nach dem Outing?
  • Welche Ereignisse oder Worte lockern die jeweiligen Outings auf?

Rollenspiel
Bildet Dreiergruppen. Eine/r von euch ist der Regisseur bzw. die Regisseurin und die beiden anderen spielen ein gleichgeschlechtliches Liebespaar. Inszeniert eine Szene, in der die beiden Verliebten ihrer Umwelt zeigen, dass sie zueinanderstehen und zusammengehören. Überlegt im Vorfeld, was für die Szene wichtig ist und ob die Stimmung eher ernst oder heiter dargestellt werden soll. Welche Botschaft wollt ihr eurem Publikum mitteilen?
 
Hilfreiche Websites für die Film- und Medienbildung
filmABC - Institut für Medienbildung und Filmvermittlung: www.filmabc.at
Online-Portal für Filmbildung: http://kinofenster.de/
Informationen rund um Film- und Medienerziehung: www.movie-college.de/index.htm
Lexikon für Filmbegriffe: www.bender-verlag.de/lexikon/index.php
Portal für Medienpädagogik und Medienkultur: www.mediaculture-online.de/index.php