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Wir wollen die kritische und lebhafte Auseinandersetzung mit dem Medium Film fördern und dabei die SchülerInnen ins Zentrum stellen. Um spezifische Filme nachhaltig und vielseitig zu bearbeiten, bieten wir Hintergrundinformationen und Anregungen für Diskussionen, Rollenspiele und (Gruppen-)Übungen. Im vorliegenden Modul geht es um Grenzüberschreitungen im Film, wobei sich die Grenzüberschreitungen nicht nur auf bestimmte Orte, sondern auf die Geschlechterrolle der Figuren beziehen.
 
Thelma & Louise
 
Behandelt werden folgende Filme:
 
Million Dollar Baby Wikipedia (ab 12 Jahren)
Thelma & Louise Wikipedia (ab 16 Jahren)

Je nach Themenschwerpunkt und Alter der SchülerInnen können Sie alle drei Filme behandeln (was den Vorteil hätte, dass die Filme miteinander verglichen werden können) oder auch nur einen der Filme auswählen (alle Filme sind auf DVD verfügbar). Je nach Vorhaben, Motivation und Interesse der Klasse ist es auch ratsam, nur mit einzelnen Filmausschnitten zu arbeiten. Ebenfalls eignen würden sich die Filme „Kick it like BeckhamWikipedia (GB, 2002) und „GirlfightWikipedia (USA, 2000).

 
Fächer: Englisch, Deutsch, Religion, Ethik und Philosophie, Bewegung und Sport, Bildnerische Erziehung
 
Themen: Grenzüberschreitungen, Gender, Selbstbehauptung, Freundschaft, Identität
 
INHALT DIESES MODULS:
Informationen zu den einzelnen Filmen
Die Herkunft der Figuren
Durchbrechungen und Grenzüberschreitungen
Die Bedeutung von MentorInnen
Hilfreiche Websites

Informationen zu den einzelnen Filmen
Billy Elliot – I Will Dance
Genre:
Drama
Land:
Großbritannien
Jahr:
2000
Länge:
106 Minuten
Altersempfehlung:
ab 10 (lt. kinofenster.de)
Regie:
Stephen Daldry
DarstellerInnen:
Jamie Bell (Billy Elliot), Julie Walters (Mrs. Wilkinson)

Billy Elliot Inhalt: Als Sohn eines Bergarbeiters und ohne Mutter wächst der elfjährige Billy Elliot in ärmlichen Verhältnissen in Nordengland auf. Als er nach seinem Boxtraining auf die Ballettgruppe von Mrs. Wilkinson trifft, entdeckt er seine Liebe zum Tanz. Billy muss jedoch seine neue Leidenschaft vor seinem Vater und seinem Bruder geheim halten, denn in deren Augen ist Ballett alles andere als ein Sport für Buben.
 
Million Dollar Baby
Genre:
Drama
Land:
USA
Jahr:
2004
Länge:
127 Minuten
Altersempfehlung:
ab 12 (lt. FSK)
Regie:
Clint Eastwood
DarstellerInnen:
Hilary Swank (Maggie Fitzgerald), Clint Eastwood (Frankie Dunn)

Million Dollar Baby Inhalt: Der Box-Coach Frankie Dunn ist ein alter, gebrochener Mann. Als die Kellnerin Maggie Fitzgerald mit seiner Hilfe Profiboxerin werden möchte, lehnt er es zunächst ab, sie zu trainieren. Denn einerseits ist sie seiner Ansicht nach mit 31 Jahren zu alt für den Profisport und andererseits eine Frau und damit nicht geeignet. Doch Maggie gibt so schnell nicht auf: Mit ihren Fäusten kämpft sie um Selbstverwirklichung und Anerkennung.
 
Thelma & Louise
Genre:
Roadmovie
Land:
USA
Jahr:
1991
Länge:
129 Minuten
Altersempfehlung:
(lt. FSK)
Regie:
Ridley Scott
DarstellerInnen:
Susan Sarandon (Louise), Geena Davis (Thelma)

Thelma & Louise Inhalt: Um ihrem tristen Dasein für einige Tage zu entkommen, beschließen die zwei ungleichen Freundinnen Thelma und Louise, einen Roadtrip zu unternehmen. In ihrer neu gewonnenen Freiheit kosten sie alles aus, was ihnen in den Weg kommt: Alkohol, Männer, Spaß. Doch als die beiden einen mutmaßlichen Vergewaltiger mit ihrer Waffe zur Strecke bringen, werden sie zu Gejagten, die vor der Polizei fliehen müssen. Ihre Flucht führt sie quer durch den Südwesten der USA.
 
Anmerkung: Der Regisseur Ridley Scott ist bekannt für Filme mit zentralen Frauenfiguren. Beispiele wären neben Susan Sarandon und Geena Davis in „Thelma & Louise“, Sigourney Weaver in „Alien“ (1979) oder Demi Moore in „Die Akte Jane“ (1997).

Die Herkunft der Figuren
In vielen Erzählungen (Büchern, Filmen etc.) spielt die Herkunft bzw. das Lebensumfeld der ProtagonistInnen eine maßgebliche Rolle. Das Herausarbeiten problematischer Ausgangsituationen (familiär, beruflich etc.) kann den Spannungsbogen optimieren, denn Konflikte treiben die Handlung und die persönliche Entwicklung der Hauptfiguren voran. Bekannt ist dieses Muster nicht zuletzt aus Märchen und mythologischen Erzählungen.
 
Das Prinzip des problematischen Lebensumfeldes ist auch grundlegender Bestandteil der vorliegenden drei Filme. Die jeweiligen ProtagonistInnen träumen vom Ausbruch, von Anerkennung und Selbstbehauptung, vom sozialen und individuellen Aufstieg. Sie suchen nach ihrer individuellen Identität.

 
Mögliche Fragen

  • Beschreibe das (anfängliche) Lebensumfeld von Billy Elliot / Maggie Fitzgerald / Thelma. – Wie entwickelt sich ihre Situation?
  • Welche weiteren Filme oder Bücher kennst du, in denen der Protagonist bzw. die Protagonistin eine ähnliche Ausgangssituation hat?
  • Wodurch entsteht Spannung in Filmen?
Übung

Schreib eine kurze Geschichte, in der deine Hauptfigur ein schwieriges Lebensumfeld hat. Geh konkret darauf ein, welche Personen deine Hauptfigur negativ beeinflussen und wodurch.
  • Wie reagiert deine Hauptfigur darauf?
  • Wovon träumt sie?
  • Gelingt ihr der Ausbruch? Wenn ja, wodurch?

Durchbrechungen und Grenzüberschreitungen
Allen drei Filmen ist gemein, dass ihre jeweiligen Hauptfiguren Orte erobern, die geschlechtsspezifisch konnotiert sind und nicht ihrem, sondern dem anderen Geschlecht vorbehalten sind:
Billy Elliot erobert den Tanzsaal.
Maggie erobert den Boxring.
Thelma und Louise erobern die Straße.

Durch das Eindringen in die jeweils andere Welt stoßen alle Figuren auf Widerstand und Irritation. Ihr Geschlecht scheint jenseits der Grenzen nicht erwünscht: Die Figuren werden missachtet, abgelehnt, gedemütigt.
 
Doch erst die Durchbrechung der (von Gesellschaft/Kultur etc.) auferlegten Grenzen ermöglicht ihnen den Weg zur wahren Identität:
  • Anstatt wie ein Mann zu boxen oder wie sein Vater und Bruder zu streiken, erlebt Billy, welche Fähigkeiten er beim Tanzen entwickelt. Das stärkt sein jugendliches Selbstvertrauen und verhilft ihm dazu, seiner Identität näher zu kommen.
  • Anstatt ihr trostloses Leben als Kellnerin zu akzeptieren, findet Maggie im Boxsport wahre (Selbst-)Anerkennung und Lebenserfüllung. Sportliche Widerstände spornen sie an und machen sie stärker.
  • Anstatt brave Haus- und Ehefrauen zu sein, entdecken Thelma und Louise ihre Liebe zum Reisen und zum Abenteuer. Trotz Widerstände und unvorhergesehener Ereignisse gewinnen sie durch ihr Ausbrechen neue (Lebens-)Perspektiven.
Durch das Eindringen in die ihnen untersagte Welt beanspruchen die Figuren genau die Rechte, die das jeweils andere Geschlecht im gleichen Bereich bereits erfährt.
 
Mit den geschlechtlichen, sozialen und örtlichen Durchbrechungen vollzieht sich auch ein Durchbruch des jeweiligen Genres. Die Hauptfigur Billy Elliot erobert den weiblich dominierten Tanzfilm; Maggie avanciert zur Filmheldin in einem Boxfilm. Thelma und Louise werden zu Protagonistinnen im Roadmovie, das traditionell männlich besetzt war (wie etwa „Easy Rider“, 1969) und die US-amerikanischen Leitbilder wie Freiheit und Individualismus verkörperte. Der Film „Thelma & Louise“ löste Anfang der 1990er-Jahre eine Kontroverse aus: Als gesellschaftliche Ausbrecherinnen leben die beiden Protagonistinnen ihre Freiheit kompromisslos aus und agieren „wie Männer“ bzw. wie männliche Filmhelden.
 
Mögliche Fragen

  • Inwiefern durchbrechen alle Figuren (Billy Elliot, Maggie Fitzgerald, Thelma und Louise) ihre klassischen Geschlechterrollen?
  • Welche Orte und Grenzen durchbrechen sie? Auf welche Hindernisse und Widerstände stoßen sie?
  • Was sind Grenzen für dich? Wer setzt Grenzen?
  • Überlege, welche Orte in unserer Gesellschaft geschlechtlich konnotiert sind, also traditionell entweder Männern oder Frauen vorbehalten sind. – Kann/soll man daran etwas ändern?
Übung

  • Recherchiere im Internet nach Kritiken zum Film „Thelma & Louise“. Was hältst du von den jeweiligen Meinungen?
  • Schreibe anschließend eine eigene Kritik zu dem Film. Beachte die Entstehungszeit und beschreibe, worin du die Bedeutung des Films siehst. Was empfanden ZuschauerInnen Anfang der 1990er-Jahre am Film möglicherweise als provokant?

Die Bedeutung von MentorInnen
In vielen Filmen und Erzählungen – so auch in den drei vorliegenden Filmen – spielen MentorInnen eine maßgebliche Rolle. Die Figur des Mentors ist bereits aus der griechischen Mythologie (z. B. Homers Odyssee) bekannt, der Mentor verhilft seinem Schützling zu Willenskraft und Bewusstseinsänderung.
 
In den drei Filmen wird ein Mentor bzw. eine Mentorin zur wichtigsten Bezugsperson und bietet dem jeweiligen Schützling Ersatz für fehlende Familienangehörige. Wie bei Eltern-Kind-Beziehungen ist begleitendes Thema die Balance zwischen Beschützen und Loslassen.
 
Die jeweiligen MentorInnen in den drei Filmen:
Billy Elliot – I Will Dance: Billys leibliche Mutter ist bereits tot und die Ballettlehrerin Mrs. Wilkinson übernimmt zunehmend die hier fehlende Funktion. Sie setzt sich gegen den Vater von Billy durch und verdeutlicht ihm die Bedürfnisse seines Sohnes.
Million Dollar Baby: Frankie und Maggie führen eine Art Vater-Tochter-Beziehung.
Thelma & Louise: Während zu Beginn der Handlung Louise die selbstbewusstere Person ist, werden die beiden Frauen im Lauf der Handlung zu ebenbürtigen Charakteren.

Mögliche Fragen

  • Beschreibe die Beziehung zwischen der jeweiligen Hauptfigur und ihrem Mentor bzw. ihrer Mentorin.
  • Wer lernt von wem?
  • Welche Funktionen erfüllen die jeweiligen MentorInnen? Welche Werte und Prinzipien verkörpern sie in den jeweiligen Filmen?
  • Welche weiteren Filme kennst du, die im weitesten Sinne von solchen Beziehungen handeln? Spielt dabei das Geschlecht eine Rolle?

Rollenspiel
Jeweils zwei SchülerInnen finden sich zusammen. Eine/r von euch ist der Schützling, der/die andere der Mentor oder die Mentorin. Der Schützling möchte etwas lernen oder erleben, was für sein Geschlecht nicht typisch ist! Mit welchen Worten überzeugt der Schützling den Mentor bzw. die Mentorin? Wie antwortet diese/r darauf? Kommt ihr zu einer Einigung?
 
Hilfreiche Websites für die Film- und Medienbildung
filmABC - Institut für Medienbildung und Filmvermittlung: www.filmabc.at
Online-Portal für Filmbildung: http://kinofenster.de/
Informationen rund um Film- und Medienerziehung: www.movie-college.de/index.htm
Lexikon für Filmbegriffe: www.bender-verlag.de/lexikon/index.php
Portal für Medienpädagogik und Medienkultur: www.mediaculture-online.de/index.php