
Radikalisierung
Extremistische Gruppierungen setzen das Internet geschickt ein, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Welche Strategien verfolgen sie?
Radikalisierung
Breakthrough-Kampagnen, Hashtags und Memes
Die unterschiedlichen Strategien reichen von aggressiver Anwerbung in sozialen Medien bis hin zu Livestreams, die im Rahmen sogenannter „Breakthrough“-Kampagnen möglichst viel Aufmerksamkeit erreichen sollen. Extremisten nützen das Internet gezielt, um ihr antipluralistisches, antidemokratisches und autoritäres Gesellschaftsverständnis zu propagieren und unter die Leute zu bringen. Dazu werden Desinformationskampagnen gestartet und Falschmeldungen gestreut, Hashtags gezielt zum „Trenden“ gebracht und Memes geschickt genutzt, um eine menschenverachtende Ideologie zu verbreiten.
Kommunikationsguerillas
Hinter dem Begriff „Kommunikationsguerilla“ versammeln sich eigentlich unterschiedliche Protestformen, die verschiedene subversive Taktiken zur Anwendung bringen: sozialen oder politischen Widerstand, Gesellschaftskritik, Kunstaktionen, Marketingstrategien oder bloße Provokation. Unsere Welt ist voll davon. Der unter dem Pseudonym bekannte Künstler Banksy bedient sich beispielsweise an Taktiken der Kommunikationsguerilla.
Soziale Medien als Turbo
Vor allem in den Sozialen Medien haben subversive Protestformen Anwendung und weite Verbreitung gefunden. Extremistische Gruppierungen machen sich diese Strategien für ihre Einschüchterungsfeldzüge und Kampagnen zunutze – nicht nur auf Facebook, Instagram, Twitter, Blogs, sondern auch in Foren sowie in offenen und geschlossenen Chatrooms. Emotionen wie Wut, Angst und Neid lassen sich leicht herbeiführen. Soziale Medien wirken wie ein Turbo, wenn es darum geht, Empörungswellen viral gehen zu lassen.
Wie Hetze online betrieben wird
Im Sommer 2017 ist im Internet das Handbuch für Medienguerillas aufgetaucht, indem eine rechtsextreme Gruppierung einen "Informationskrieg" im Internet heraufbeschwört. In dem Leitfaden wird penibel beschrieben, wie Menschen online mundtot gemacht, gedemütigt und gezielt manipuliert werden können. So bedrohlich diese Anleitung zur Hetze wirken mag, gibt sie doch auch einen guten Einblick in die dahinter liegende Methodik und ermöglicht es, erfolgreiche Gegenstrategien zu entwickeln.
Konflikte durch Desinformation und Bewusstseinsmanipulation schüren
Eine andere Art der Manipulation, die sich auf die bereits erwähnten Verzerrungen stützt, und unter anderem von Geheimdiensten eingesetzt wird, möchten wir auch noch kurz beschreiben. Es ist wichtig, diese Manipulationstechniken zu kennen, denn sie werden uns in Zukunft immer wieder begegnen:
Taktik 1: Die "große Lüge" – Funktioniert so: Es wird ein ungeheuerliches Verbrechen behauptet, das die Öffentlichkeit emotional so aufwühlt, dass alle später entgegengesetzten Informationen eine schwächere Wirkung haben, als die Ursprungsinformation.
Taktik 2: Der "faule Hering" – Man beschuldigt eine Person, eine abscheuliche Tat begangen zu haben, jedoch ohne den Vorwurf konkret beweisen zu können. Das soll dazu dienen, in der Öffentlichkeit Gegenwehr zu provozieren, mit dem Effekt, dass durch die große öffentliche Empörung am Beschuldigten doch irgendetwas hängen bleibt: der Geruch des faulen Herings.
Taktik 3: "Absolute Evidenz" – Hierbei stellt man etwas als ganz offensichtlich wahr dar, etwas, worüber angeblich jeder vernünftige Mensch sowieso klar Bescheid weiß. Oft kommen dabei falsche Umfrageergebnisse oder verdrehte Statistiken zum Einsatz. Hier wird das menschliche Bedürfnis, sich einer Mehrheit zugehörig zu fühlen, angesprochen, das in der Psychologie als Gruppendenken beschrieben wird.