
Manipulation
Kann das Denken und Handeln von Menschen manipuliert werden? Und wenn ja, wie und zu welchen Zwecken?
Manipulation
Umberto Eco: Für eine semiologische Guerilla, 1985
Unter Manipulation versteht man die gezielte und verdeckte Einflussnahme, mit der Absicht, sowohl das Denken als auch das Verhalten von Einzelnen und Gruppen so zu beeinflussen, dass den Betroffenen Ziele und Absichten verborgen bleiben. Die öffentliche Meinung kann heute durch die Möglichkeiten der digitalen Medien mit unterschiedlichen Methoden beeinflusst und manipuliert werden. Dadurch entsteht die Gefahr, dass manipulierte Menschen nicht aus eigenen Einsichten oder Überzeugungen handeln, sondern fremdbestimmt – was zu Nachteilen einer Person oder einer Gruppe führen kann.
Überwachungskapitialismus
Wird unser Konsumverhalten auf diese Art und Weise beeinflusst, stellt es eine Form von Machtmissbrauch dar. Noch gefährlicher sind die Möglichkeiten der Manipulation für unsere Gesellschaft und Demokratie. Das Internet ist heute ein Ort der totalen Überwachung, der zu entgehen unmöglich ist. In Form eines weit verbreiteten Überwachungskapitalismus werden unsere digitalen Datenspuren im Internet gesammelt und zu persönlichkeitsbezogenen Profilen verknüpft. Diese Datensätze werden dazu genutzt unser Verhalten zu prognostizieren um uns beispielsweise per Mikrotargeting zu adressieren. In jedem Fall ist es wichtig, über diese Techniken Bescheid zu wissen, auch um gegenüber dem eigenen Verhalten stets eine gesunde Skepsis walten zu lassen.
Framing
Egal ob Unternehmen ihre Produkte öffentlichkeitswirksam bewerben wollen oder ob politische Gruppierungen die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten bewegen möchten: Worte rufen Assoziationen hervor und beeinflussen unser Handeln - dieses Prinzip nennt sich Framing. Doch warum ist das so und in welchen Lebensbereichen kann das eine Rolle spielen? Das wird in diesem drei Minuten Video hier erklärt.
Beispiel Klimawandel
In gesellschaftspolitischen Debatten werden bestimmte Sprachbilder und Schlüsselwörter gezielt eingesetzt, um auf die (mediale) Öffentlichkeit einzuwirken. Dies lässt sich am Beispiel des Frames Klimawandel verdeutlichen: Der Mensch als eigentlicher Schadensverursacher sowie die existenzielle Bedrohung für die Bevölkerung bleiben bei dem Frame des „Klimawandels“ eher ausgeklammert. Das Wort „Wandel“ klingt unumstößlich, so als ob daran nicht gerüttelt werden könne. Die britische Zeitung „Guardian“ hat im Jahr 2019 beschlossen, die Begriffe in Bezug auf die Klimaberichterstattung grundlegend zu verändern. Statt „Klimawandel“ wird der Begriff „Klimanotstand“ verwendet, „Klimaskeptiker“ werden zukünftig „Klimaleugner“ genannt.
Dieses Beispiel eignet sich hervorragend für eine Debatte in der Klasse: Lost aus, wer die Pro- und Kontra-Position in dem Streitgespräch übernimmt und bereitet euch im Team vor. Findet ihr die Vorgangsweise des „Guardian“ gerechtfertigt oder übertrieben? Ist es legitim vom „Klimawandel“ zu sprechen oder findet ihr die Bezeichnung „Klimanotstand“ zutreffender? Denkt nach: Wie leicht lassen wir uns durch Framing manipulieren?
Warum Manipulation funktioniert: Verzerrungen
Kognitive Verzerrung ist ein Sammelbegriff für systematische, fehlerhafte Neigungen beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen. Diese Verzerrungen bleiben meist unbewusst, haben aber einen großen Einfluss auf uns. Oftmals treffen wir Entscheidungen mehr auf Grund von Wunschdenken als auf Basis von Fakten.
Das Wissen um diese Verzerrung kann uns davor schützen, in die eine oder andere Manipulations-Falle zu tappen. Ein allgegenwärtiges Phänomen ist unter dem Namen Bestätigungsfehler (engl. confirmation bias) bekannt. Es handelt sich dabei um unsere Neigung, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen – also bestätigen. Der Effekt lässt sich sehr leicht bei der eigenen Informationsauswahl beobachten.
Experiment: Facebook-Mikrotargeting
Mit ganz wenig Taschengeld und einem Facebook Account kannst du lernen, welche zielgruppenspezifische Manipulationsmöglichkeiten heute zur Verfügung stehen. Das Experiment erfordert genaue Kenntnisse der Möglichkeiten, die dir Facebook bietet. Lerne im ersten Schritt die Funktionen und Möglichkeiten kennen und entwirf im zweiten Schritt eine Kampagne mit Facebook-Custom Audience, um eine bestimmte Zielgruppe in deinem Sinn zu beeinflussen.
Filmtipp
Edward Bernays und die Wissenschaft der Meinungsmache
Regie: Jimmy Leipold (Arte France 2017)
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts stellte sich die Frage, wie die Massen in demokratischen Systemen zu steuern seien. So benötigte 1917 die USA für den Kriegseintritt die Zustimmung der Öffentlichkeit. Theoretiker der Massenpsychologie arbeiteten an einer Methodik der Meinungsbeeinflussung, die schon bald zu einem der florierendsten Geschäftsfelder unserer Zeit wurde.