Das war die Woche der Medienkompetenz – Interview mit Koordinator Christoph Kaindel

Wenn Christoph Kaindel mal nicht gerade Kooperationen voran treibt, mag er es gern sportlich (zum Beispiel wie hier in den Schladminger Tauern)
“Mein eigener Medienbegriff ist sehr umfassend und fängt bei der gesprochenen Sprache an.”
Lisa Badura: Die Woche der Medienkompetenz ist vorbei und wir blicken auf ein beachtliches Programm zurück! Über 120 Aktivitäten wurden heuer bundesweit in den Veranstaltungskalender eingetragen. Was hat dich persönlich am meisten erfreut?
Christoph Kaindel: Es ist toll, dass es heuer so unglaublich viele Beiträge geworden sind. Im Vergleich zum vergangenen, ersten Jahr, wurde die Zahl der Eintragungen nahezu verdoppelt. Das bedeutet aber nicht, dass es wegen der Woche der Medienkompetenz mehr medienpädagogische Angebote gibt; nur wenige Angebote sind eigens für die Aktionswoche veranstaltet worden. Es zeigt hingegen, dass die Akteurinnen und Akteure aufmerksam geworden sind, ihre Aktivitäten eintragen und damit das vielfältige medienpädagogische Angebot in Österreich sichtbar machen.
Das Programm zeichnete sich durch eine große medienpädagogische Vielfalt aus. Es gab Führungen und Workshops sowohl in „klassisch“ ausgerichteten Institutionen, wie beispielsweise der Österreichischen Nationalbibliothek, Unis und Medienzentren. Es gab aber auch Programm mit Fokus auf Gaming und Coding.
Welche Fragen und Themen gehören deiner Meinung nach noch mehr in den Unterricht? Welche Institutionen sollten nächstes Jahr im besonderen Maße adressiert werden?
Ich finde die Arbeit mit Medien soll ein selbstverständlicher Teil des Unterrichts sein: Medien aller Art als Thema, als Methode zur Bearbeitung von Themen oder als Lehrmittel. Dabei müssen es durchaus nicht nur elektronische Medien sein: Heuer war zum Beispiel das Volkstheater mit der multimedialen Produktion „Verteidigung der Demokratie“ im Veranstaltungskalender. Und eben die Nationalbibliothek mit Führungen im Papyrusmuseum. Mein eigener Medienbegriff ist ohnehin sehr umfassend und fängt bei der gesprochenen Sprache an.
Allerdings finde ich auch, dass das Smartphone ein tolles Medienproduktionsgerät ist, welches in dieser Funktion eingesetzt werden sollte. Einige Ideen dazu haben wir in unserem neuen Unterrichtsmaterial, der „Medienfit Challenge“ zusammengefasst und laden Lehrerinnen und Lehrer ein, es auszuprobieren.
Anmerkung: Die „Medienfit Challenge“ enthält sechs medienpädagogische Aufgaben. Man benötigt dafür nur das eigene Smartphone. Hier weitere Infos!

Schülerinnen und Schüler arrangieren eigene Film-Screenings. Wo das geht? Bei “One World Filmclubs”. Mehr Infos hier: https://www.oneworldfilmclubs.at/
Ein Ziel der Woche der Medienkompetenz war es, Schulen, Institutionen und Medien zusammenzubringen. Ist dieses Vorhaben aufgegangen? Wo lagen für dich als Koordinator die Herausforderungen? Und wo gab es erfreuliches mediales Echo?
Es haben wieder einige Schulen teilgenommen, allerdings nicht so viele wie ich es mir gewünscht hätte. Da müssen wir eventuell im nächsten Jahr eine eigene Schiene anbieten. Die Medienberichterstattung war sehr erfreulich, dank einer Kooperation mit dem KURIER gab es dort einige Ankündigungen und die Artikel-Serie „Mit Medien umgehen«“. Diese ist die online unter https://kurier.at/wissen abrufbar. In einigen anderen Medien sind ebenfalls Berichte erschienen, es gab auch schon Kontakte mit dem ORF.
Meine Aufgabe lag vor allem darin, in den vergangenen Monaten Kontakte zu pflegen und Veranstalterinnen und Veranstalter auf die Aktionswoche aufmerksam zu machen und zur Teilnahme einzuladen. Aber mit steigendem Bekanntheitsgrad der Woche der Medienkompetenz wird das in den kommenden Jahren sicher immer einfacher.

Radiomacherinnen und Radiomacher aufgepasst! Auch das Freie Radio B138 in Kirchdorf an der Krems war bei der Woche der Medienkompetenz mit dabei. Mehr Infos hier: http://www.radiob138.at/
Die Dringlichkeit von Medienkompetenz und Medienbildung kann man an der großen Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen. Wenn alle Pläne aufgehen, wird die Woche der Medienkompetenz auch nächstes Jahr wieder stattfinden. Gibt es Bereiche (bestimmte Themen, Zielgruppen, Institutionen), die du noch stärker ausbauen willst?
Ich möchte weiterhin mehr Schulen zur Teilnahme einladen, wie auch Hochschulen und Universitäten. Die Universität Innsbruck hat uns heuer beispielsweise wieder sehr unterstützt und mehrere Veranstaltungen fürs Publikum geöffnet. Ich möchte erreichen, dass sich möglichst viele Bildungseinrichtungen in ganz Österreich anschließen. Die Angebote gibt es ja bereits, wir würden sie gerne sichtbar machen.

Im Filmcasino Wien wurde der Film “5 vor 12 – ein inklusivo Spaghetti Western” vorgestellt. Am Podium u.a. Christoph Kaindl und Franz-Josef Huainigg, ehemaliger Nationalratsabgeordneter und Behindertensprecher der ÖVP
Du selbst warst bei vielen Veranstaltungen live dabei. Was waren deine persönlichen Highlights? Was darf auch nächstes Jahr nicht fehlen?
Mich hat heuer besonders eine Filmvorführung beeindruckt: Ernst Tradinik hat „5 vor 12 – ein Inklusivo-Spaghettiwestern“ im Wiener Filmcasino vor mehreren Inklusionsklassen gezeigt. In dieser Westernparodie spielen fast ausschließlich Menschen mit körperlicher oder Lernbehinderung mit und hatten augenscheinlich viel Spaß dabei, was sich auf die Zuseherinnen und Zuseher überträgt. Franz-Josef Huainigg, ehemaliger Nationalratsabgeordneter und Behindertensprecher der ÖVP, sagte in seinem anschließenden Statement, er wünsche sich mehr solche Darstellungen von Menschen mit Behinderung in den Medien. Meistens würden sie entweder als arme Opfer oder als Helden mit übernatürlicher Willenskraft dargestellt, nicht als ganz normale Menschen. Er hat die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, ihren Weg zu gehen und ihre eigenen Themen und Ideen etwa in Form von Filmen umzusetzen. Das werden allerdings eher keine Western werden, denn dieses Genre war den Jugendlichen kaum bekannt.
Also, kurz gesagt: Beiträge zum Thema Inklusion würde ich mir auch im nächsten Jahr wieder wünschen.
Vielen Dank für das Interview!
Infos rund um die Woche der Medienkompetenz:
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