Goethes Faust

GRG 13, Wenzgasse (W)
11. Schulstufe
MEDIENDIDAKTIK PREISTRÄGER 2016

Inhalt

Wer die Frage beantworten soll, ob Goethes „Faust“ heute noch etwas zu bedeuten hat, muss sich mit dem Werk befassen, wer den Stoff auch noch neu interpretieren will, muss ihn verstehen und die literarische Qualität erkennen. Die Schülerinnen und Schüler der 7B-Klasse haben das in nur zehn Deutschstunden geschafft und ihre Neuinterpretationen in Form von vier Videos und einem Print-Magazin realisiert. Dieses und zwei der vier Videoproduktionen wurden zum mla eingereicht. faust. DAS MAGAZIN liefert kurzweilige Texte rund um den Klassiker der Weltliteratur. Zu lesen gibt es u. a. eine Inhaltsangabe für Einsteiger, Artikel zum literaturgeschichtlichen Kontext und zu den historischen Personen hinter „Faust“ und Gretchen, eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „klassisch“ und mit der Frage, warum das Werk zum literarischen Kanon der deutschsprachigen Literatur gehören sollte. 

Die Autoren und Produzenten: Nikolai Alex, Luca Conte, Harald Fischill und Tizian Scherbaum. – Allwissend sind sie (noch) nicht, doch viel ist ihnen bewusst ;-)

Der Kurzfilm „Faust“ spielt im Drogenmilieu, Heinrich wird zum Dealer. Und die Gretchenfrage? Hört sich so an: „… und es stört dich sicher nicht, wenn ich dich mit einer Frage erhelle, denn oft werde ich dazu bewogen, sag, wie hältst du es mit Drogen?“ Die durchgehend genial gereimte Sprache verbindet diese moderne Bearbeitung mit Goethes Original. Der Text wurde außerdem, „sehr zum Wohle der Kurzweiligkeit, mit reichlich Wortwitz aufgepeppt“ – schreibt Harald Fischill im oben erwähnten Magazin (S. 19). Ein Film von Cosima Kubala, Maria Lorbek, Veronika Beste und Laura Müllner. Gastauftritt: Nikolai Alex. Dichtung: Veronika Beste. – Zufrieden jauchzet groß und klein.

Auch „Faustine – der Komödie erster Teil“ führt in die moderne Welt und zeigt eine Faustine auf Partnersuche. Sie verschreibt ihre Seele einer Mefista, die da weiß: „Willst du einen Mann erlangen, musst du ändern deine Wangen!“ Schönheitsspritze und „der Liebe Glut“ gegen „Seele, Leib und Blut“. Doch wie im echten „Faust“ geht so einiges schief und die Komödie endet hier wie dort mit mehreren Toten. Ein Film von Johanna Roniger, Katharina Hütter, Julia Dvorak, Stefanie Otto, Dina Mutevelic und Victoria Szabo – Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen!

Projektleitung: Grita Halmetschlager und Stephanie Hirschegger
Was es noch zu sagen gilt? Uns ist ganz kannibalisch wohl beim Studieren dieser Werke!  

Jurybegründung

„Soll ich nun Hausaufgaben machen oder doch endlich das nächste Level im Computerspiel beginnen?“ Wenn SchülerInnen bei diesem Dilemma Goethes Faustvers „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ assoziieren, hat man als Deutschlehrerin etwas richtig gemacht! Bei dem prämierten Projekt gelang, was Ziel jeder Kulturvermittlung ist: die SchülerInnen fingen Feuer für das künstlerische Werk. In Kleingruppen setzten sie sich intensiv mit dem 208 Jahre alten Stück auseinander und übertrugen es spielerisch und virtuos in ihre Lebensrealitäten. Dabei arbeiteten sie weit über das geforderte Maß hinaus, verfassten Videos mit selbst gedichteten Versen („Faust“ und „Faustine: der Komödie erster Teil“) und kreierten ein sowohl grafisch als auch inhaltlich gelungenes Magazin („faust. DAS MAGAZIN“). Schön, wenn Spaß und Lehrplan kein Widerspruch sind. Für’s Computerspielen bleibt ja nachher immer noch genügend Zeit!