Hinter den Kulissen des media literacy award
Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, die Jurysitzung hat getagt – in Kürze werden die Klassenteams informiert, wer im Oktober zum media literacy award eingeladen wird. Wir stellen vorab zwei Projekte vor, die uns gut gefallen haben und beim media literacy award eingereicht wurden. Wir wünschen allen einen guten Schulstart!
Fakten auf der Spur – das Gymnasium Werndlpark Steyr (OÖ) zeigt wie es geht!

Das Schülerteam bei der Erstellung ihres Podcasts
Im Rahmen des „Digital Resistance“-Projekts (DigiRes) hat sich eine klassenübergreifende Gruppe des Gymnasiums Werndlpark in Steyr (bestehend aus den Klassen 6A, 6B, 6C und 6D) mit „Fake News“, Desinformation und Manipulation auseinandergesetzt. Passend zum Thema erstellte das Team Podcast-Sendungen. (Diese können hier abgehört werden.) Betreuender Lehrer ist Florian Bachofner-Mayr.
Das von der EU geförderte Projekt DigiRes wurde initiiert, um im Sinne des Digital Citizenship-Ansatzes den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, gesellschaftliche Teilhabe auszuüben und durch eine eigenständige Wissensaneignung das selbständige Lernen zu fördern. (Ein Interview mit Projektbetreuerin Johanna Urban von der Uni Wien über DigiRes finden Sie hier.).
Interview mit Florian Bachofner-Mayr
“Das Konzept des forschenden Lernens wird an unserer Schule bereits seit längerem von einzelnen Lehrerinnen und Lehrern umgesetzt. Gerade im Zeitalter zentralisierter und standardisierter Leitungsfeststellungen samt großflächigem ‘teaching for the test’ ist das ein wichtiger Gegenpol, um selbstständig denkende und arbeitende Jugendliche zu fördern.”

Florian Bachofner-Mayr
Lisa Badura: Wie sah der Verlauf eures Podcast-Projektes in groben Zügen aus?
Florian Bachofner-Mayr: Die Redaktion, die Aufnahme und die Gestaltung fanden im Rahmen unserer Schwerpunktwoche am Gymnasium Werndlpark in Steyr statt. In dieser Woche treffen sich die Schülerinnen und Schüler unserer Schule in den von ihnen gewählten Oberstufen-Schwerpunkten zu ein- oder mehrtägigen Workshops. In unserem Fall haben alle Schülerinnen und Schüler des Schwerpunkts WELT, der grob die Bereiche Politik, Gesellschaft und Soziales umspannt, an einem zweitägigen Workshop zu „Fake News“ teilgenommen. Nach einem kurzen Input und einigen Beispielen und Übungen wurden sie in Kleingruppen aufgeteilt, die sich anschließend mit unterschiedlichen Aspekten des Themas beschäftigten. Das Ergebnis war jeweils eine Podcast-Folge pro Gruppe, die unter anderem in unserem schuleigenen Tonstudio aufgenommen und anschließend geschnitten wurde. Die Schülerinnen und Schüler erhielten dabei vor allem bei der technischen Arbeit Unterstützung von drei Expertinnen und Experten.
Was hat dir am forschenden Lernen und am Peer-to-Peer-Teaching besonders gut gefallen? Gab es schon Erfahrungen mit diesen Ansätzen?
Das Konzept des forschenden Lernens wird an unserer Schule bereits seit längerem von einzelnen Lehrerinnen und Lehrern umgesetzt. Seit knapp einem Jahr ist es nun institutionalisiert. Die Arbeit am Projekt war somit für uns ein passendes Beispiel, bei dem wir sowohl unsere Erfahrungen einbringen, als auch neue Erfahrungen sammeln konnten. Für die Schülerinnen und Schüler ist der Ansatz ebenfalls nicht neu, sie arbeiteten schon in der Unterstufe gerne mit diesem Zugang – meistens ohne der konkreten Betitelung. Besonders gut ist dabei die selbstgeleitete Recherche und Gestaltung. Die Schülerinnen und Schüler waren in der Gestaltung des Podcast völlig frei und haben sich nur dort Unterstützung geholt, wo es für sie notwendig erschien. Gerade im Zeitalter zentralisierter und standardisierter Leitungsfeststellungen samt großflächigem „teaching for the test“ ist das ein wichtiger Gegenpol, um selbstständig denkende und arbeitende Jugendliche zu fördern.
Was waren für dich besonders erfreuliche Momente und persönliche Highlights während der Projektrealisierung?
Überraschend war vor allem die Professionalität, mit der ein Großteil der Kleingruppen an der Umsetzung gearbeitet hat. Die Schülerinnen und Schüler haben sich voll und ganz auf das Thema eingelassen, ohne vorher inhaltlich darauf vorbereitet worden zu sein. So konnte viel kreatives Potential gehoben und auch für die Schülerinnen und Schüler selbst sichtbar gemacht werden – denn oft trauen sie sich so viel „outcome“ gar nicht zu. Besonders begeistert war ich von zwei Schülerinnen, die sich spontan und ohne große Vorbereitung bereiterklärt haben, ein Skype-Interview mit einem Journalisten zu führen. Sie waren dabei so locker, spontan und on point, dass man meinen konnte, sie wären selbst Journalistinnen.
Gab es Herausforderungen während des Projekts?
Herausfordernd ist bei solch bunten Zusammensetzungen natürlich immer die Gruppendynamik – sowohl in der Gesamtgruppe als auch in den Kleingruppen. Passt die Zusammensetzung gut, ist auch ein produktives Arbeiten gesichert. Ist die Konstellation schwieriger – etwa, weil der Motivationspegel nicht gegenseitig gehoben wird – sind die Arbeit und oft auch das Ergebnis nicht so qualitativ.

Schülerinnen des Gymnasiums Werndlpark
Was ist bei eurem Aktionstag im Herbst geplant? Gibt es da schon konkretere Überlegungen?
Für den Aktionstag im Herbst haben wir eine Zusammenführung der beiden am Projekt teilnehmenden Schulen (Anmerkung: neben dem Gymnasium Werndlpark/Steyr hat das Gymnasium Geblergasse/Wien an DigiRes teilgenommen) im „Museum Arbeitswelt“ in Steyr geplant. Konkret möchten wir einander die einzelnen Ergebnisse vorstellen und dazu auch andere Schulen aus dem Raum Steyr einladen. Angedacht wäre auch ein Gespräch mit einem oder einer möglichst bekannten Journalisten bzw. Journalistin. Allerdings haben die politischen Turbulenzen samt Neuwahlen zu genau dieser Zeit die Terminfindung etwas erschwert. Im Rahmen des Aktionstags möchten wir dann auch ein letztes Produkt des Projekts vorstellen: Eine Lern- und Quiz-App für Smartphones, mit der wir die wichtigsten Inhalte zusammenfassen und festhalten wollen.
Was ist dein persönliches Fazit?
Ich bin froh, dass wir die Möglichkeit hatten, an diesem Projekt teilzunehmen. Gerade das selbstgeleitete Arbeiten an und mit Medien und das Einüben kritischer Ansätze genauso wie eigener Gestaltungsmöglichkeiten halte ich im digitalen Zeitalter für unerlässlich. Besonders schön ist auch, dass wir als „Landschule“ teilnehmen konnten. Häufig kommen Partnerschulen solcher Projekte ja aus größeren Städten, diesmal hatten auch wir als Kleinstadt die Möglichkeit, solch wichtige Fragestellungen auf einer breiten Basis zu erarbeiten.
Florian, vielen Dank für den spannenden Einblick in euer Projekt und alles Gute für euren Aktionstag im Herbst!
Zur Person:
Florian Bachofner-Mayr (geboren 1986 in Wien) hat die Unterrichtsfächer Katholische Religion und Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, und die Masterstudien Politische Bildung und Ethik studiert. Er unterrichte seit 2010, zuerst am GRg 21 Bertha von Suttner – Schulschiff in Wien und seit 2017 ist Florian Bachofner-Mayr Lehrer am Gymnasium Werndlpark in Steyr .
Links zum Projekt:
Hier gehts zum Podcast:
https://soundcloud.com/user-81124923/wenn-der-fake-zur-wahrheit-wird-folge-1-wie-erkennt-man-fake-news?in=user-81124923/sets/wenn-der-fake-zur-wahrheit
Mehr Infos zu DigiRes:
https://lehrerinnenbildung.univie.ac.at/arbeitsbereiche/didaktik-der-politischen-bildung/forschungsprojekte/laufende-projekte/digires/
Den Artikel über das Projekt der Partnerschule Gymnasium Geblergasse/Wien finden Sie HIER.

Die Lehrer Florian Bachofner-Mayr und Matthias Leichtfried im Rahmen des DigiRes-Treffens in Pavia (Italien) April 2019
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