Die iPad-Klasse an der NMS Spittal/Drau
Wer denkt, dass in einer iPad-Klasse haptische und kommunikative Fähigkeiten außer Acht gelassen werden, sollte der 1A in der Neuen Mittelschule Spittal/Drau in Kärnten einen Besuch abstatten und sich vom Gegenteil überzeugen lassen.
Petra Zügner ist Klassenvorstand der 1A und betreut eine der wenigen iPad-Klassen, die es in Kärnten mittlerweile gibt. TechnokratInnen hätten es hier allerdings schwer. Worauf es Petra Zügner ankommt, ist das selbstgesteuerte und kooperative Lernen. Gearbeitet wird hier hauptsächlich in Kleingruppen, denn „am besten kann man voneinander lernen“, so die Erfahrung der Lehrerin. Die Aufgaben erhalten die SchülerInnen in ihren Wochenplänen, die sie selbständig – und immer wieder im Team – bearbeiten.
Das iPad wird bei den Aufgaben fächerübergreifend eingesetzt und unterstützt die SchülerInnen dabei, ihre Lernfortschritte zu dokumentieren und für andere sichtbar zu machen. Für das Filmen eines Übungsdialogs auf Englisch werden die entsprechenden Requisiten von den SchülerInnen liebevoll selbst kreiert. Das iPad kommt erst zum Einsatz, als es um das gegenseitige Abfilmen des Gesprächs geht. Das Aufnehmen macht den SchülerInnen nicht nur Spaß, sondern spornt sie auch an, ihre Aussprache zu verbessern.
Bei unserem Besuch sprechen wir nicht nur mit den SchülerInnen und Petra Zügner, sondern auch mit Helga Spitzer, der Leiterin der Schule. Denn auch ihr war die Einführung der iPad-Klasse ein wichtiges Anliegen, um Medienkompetenz als Kernkompetenz zu etablieren.
In einem zweiten Beitrag (siehe Artikel unten) geht um um allgemeine Lernzugänge in der NMS Spittal/Drau.
– Projektzeitraum der iPad-Klasse: 1 – 1½ Jahre, initiiert und finanziert vom Kärntner Medienzentrum
– Anzahl der iPads: 22 (nach Projektablauf darf die Schule die iPads behalten)
– Petra Zügner wendet vor allem Lern-Apps an. Die SchülerInnen können auf diese Weise Lerninhalte spielerisch wiederholen und werden motiviert, die Aufgaben bis zum gewünschten Ergebnis durchzuführen.
Dem Kärntner Medienzentrum kommt bei diesem Projekt eine Schlüsselrolle zu; es übernimmt folgende Funktionen:
– die technische Wartung (Internetbereitstellung, Softwareaktualisierungen etc.)
– die Bereitstellung sonstiger Software und Hardware (Digicams, Video Camcorder etc.)
– die personelle Unterstützung (Johann Rauer, Herbert Rainsperger & KollegInnen)
Petra Zügner realisiert bereits seit dem Jahr 2000 Medienprojekte mit ihren SchülerInnen. Neben dem Einsatz neuer Medien hat sie mit ihren Klassen auch schon Websites und Lernumgebungen programmiert und wurde beim media literacy award mehrfach ausgezeichnet.
Welche Lernapps verwenden Sie gern?
“Find & Learn the animals” und “Build a body”.
Wo stößt man mit iPads an Grenzen?
Es ist sehr zeitaufwendig. Wir zäumen das Pferd beim Schwanz auf. Das heißt: Wir stellen zuerst die Schularbeit und Lernzielkontrollen zusammen. Dann arbeiten wir die Wochenpläne aus und suchen nach geeigneten, zeitgemäßen, lehrplanbezogenen und altersadäquaten Apps. Außerdem müssen wir darauf achten, dass die einzelnen Kompetenzen – Leseverständnis, Hörverständnis und ganz wichtig Kommunikation – nicht zu kurz kommen.
Wenn Sie entscheiden müssten: Papier oder iPad?
Es gibt viele Untersuchungen, die zeigen, dass beim Lernen mit Stift und Papier mehr Hirnregionen aktiv sind. Bei den Apps am iPad dagegen hat man den Vorteil, dass man sie so flexibel einsetzen kann. SchülerInnen werden zum Üben und Wiederholen des Lernstoffes motiviert.
Warum realisieren Sie mit solcher Leidenschaft Medienprojekte mit Ihren SchülerInnen?
iPads und neue Medien sind gute Werkzeuge für selbstgesteuertes Lernen und Individualisierung bzw. innere Differenzierung im Unterricht. Durch das Arbeiten mit den Wochenplänen wird die Verantwortung für das Lernen stärker auf die SchülerInnen übertragen. Die Lehrperson hat mehr Zeit, offene Fragen zu beantworten und Anregungen zu geben.
Welche Tipps haben Sie für KollegInnen?
- Offen für Neues sein.
- Fehler zulassen können. Denn Fehler sind Erfahrungen und aus Fehlern kann man lernen.
- Sensibel sein für Trends im Medienbereich.
- LehrerInnen sind ebenfalls Lernende. Ich finde es gut, wenn meine SchülerInnen mich fragen: „Darf ich helfen, Frau Lehrerin?“. Mein Motto dazu: voneinander lernen!
- Keine Angst davor haben, den Unterricht komplett neu zu gestalten. Nicht aufgeben, wenn es nicht auf Anhieb klappt.
- Neue Lernprozesse wagen: „Vom Ziel zum Weg“. D. h. zuerst das Wesentliche im Lernstoff bestimmen und erst anschließend das Ziel formulieren. Darauf abgestimmt die Aufgaben erstellen und den Einsatz der Methoden und Medien festlegen und zum Schluss den Lernweg gestalten.
- Abwechslung! Es ist oft zu ermüdend, das gleiche Medium 50 Minuten lang zu verwenden. Medien nur einsetzen, wenn es Sinn macht und nicht zum Zeitvertreib.
Mehr Infos zur Neuen Mittelschule Spittal/Drau finden Sie hier.
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