Das Filmprojekt: Lehen Style
Das Stadtviertel, in dem sie zur Schule gehen, löst bei vielen Menschen bloßes Naserümpfen aus. Aber sie sind stolz auf ihr Viertel! Lehen, ein Stadtteil im Norden der Stadt Salzburg, ist für seinen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund bekannt und gilt als „sozialer Brennpunkt“. Von Vorurteilen lässt sich die 3C nicht beirren und zeigt in ihrem Musikvideo selbstbewusst, was sie mit ihrem Stadtteil verbindet.
Iwan Pasuchin vom MediaLab der Universität Mozarteum Salzburg unterrichtet an der Neuen Mittelschule Lehen das Fach „Kreative Mediengestaltung“ und hat das Filmprojekt betreut. Für die Ideenfindung hatte er seine SchülerInnen aufgefordert, sich mit einem YouTube-Video ihrer Wahl zu befassen. Die SchülerInnen zögerten nicht lange und entschieden sich für „Gangnam Style“. Das Video zählt zu den meist aufgerufenen Musikvideos auf YouTube und wurde schon über eine Milliarde Mal angeklickt.
Das Schülerteam hat eine ganz eigene Version des Musikvideos kreiert. Anstatt wie der koreanische Sänger Psy sich über die reichen Menschen in Seoul lustig zu machen und den verschwenderischen Lebensstil der GroßstädterInnen zu karikieren, tanzen sich die jungen FilmproduzentInnen voller Elan durch ihr (Brennpunkt-)Viertel.
Wir waren neugierig zu hören, wie es dem Team bei ihrem Filmprojekt ergangen ist und besuchten Iwan Pasuchin und seine SchülerInnen in ihrer Schule.
FACTS:
Dauer des Projekts: Wintersemester 2012/13
Anzahl der Unterrichtsstunden: ca. 34
Finanzierung / Budget: Durchführung im Rahmen des regulären Unterrichts (keine weitere Finanzierung)
Seit dem Schuljahr 2011/12 unterrichtet Iwan Pasuchin das Fach „Kreative Mediengestaltung“ an der NMS Lehen. Zusammen mit KollegInnen an der Schule hatte er den Unterrichtsgegenstand konzipiert.
Iwan Pasuchin verfolgt den sogenannten „WeTube“-Ansatz. Bei den Projekten gehen die Schülerteams zumeist von erfolgreichen Eigenproduktionen Jugendlicher aus, die auf YouTube veröffentlicht sind. Auch kommerzielle Musikclips, Werbungen und Filmsequenzen können die SchülerInnen als Inspirationsquellen heranziehen. Sie bringen sich nicht nur als HauptdarstellerInnen ein, sondern wirken auch an der Gesamtkonzeption, der Aufnahme und der Postproduktion mit.
Das Hauptziel des „WeTube”-Ansatzes besteht darin, den Beteiligten zu einer kompetenten Medienpartizipation zu verhelfen.
Mehr Infos zum „WeTube”-Ansatz“ finden Sie hier.
Infos zu Iwan Pasuchins Lehrtätigkeit finden Sie hier.
YouTube-Kanal, auf dem die meisten Ergebnisse der “WeTube”-Projekte veröffentlicht werden: http://www.youtube.com/user/tubethewetube
Das Projekt „Lehen Style“ wurde an der Neuen Mittelschule Lehen realisiert.
Website der Schule: http://www.hs.lehen.eduhi.at
Warum realisiert Iwan Pasuchin mit Leidenschaft Medienprojekte mit seinen SchülerInnen?
Meine Leidenschaft für die Durchführung von Projekten in der Art von „Lehen Style“ resultiert aus meiner Überzeugung, dass darin einer der besten Wege besteht, Kinder und Jugendliche an eine kompetente Medienpartizipation heranzuführen.
Im Rahmen einer solchen Arbeit erfahren sie, wie kreative, bei ihnen beliebte Medienproduktionen gemacht sind. Gleichzeitig werden sie dabei unterstützt, eigene Ideen in einer ähnlichen Form zu artikulieren. Viel wichtiger als das Beibringen technischer Fertigkeiten ist mir dabei, Heranwachsenden die Einsicht zu vermitteln, dass sie die sie umgebende mediale und folglich ebenso soziale Umwelt aktiv mitgestalten können. Sie sollen sich nicht als kleine „Rädchen im System“ erleben, sondern als Persönlichkeiten, die es wert sind, der breiten Öffentlichkeit vorgestellt zu werden, und deren Meinungen von Bedeutung für die Allgemeinheit sind.
Welche Tipps hat er für KollegInnen?
Mein Rat wäre, in jedem Unterricht – unabhängig davon, ob dabei Medien eingesetzt werden oder nicht – einen Schwerpunkt auf die Projektarbeit zu legen. Und zwar im Sinne der konsequenten Bemühung um die Realisierung der Ideen der Schülerinnen und Schüler. Das ist zwar auf den ersten Blick für die Lehrenden viel anstrengender als ein Unterricht nach fix vorgegebenen Mustern, weil es von bedeutend mehr Unsicherheiten geprägt ist. Schließlich weiß man ja nie, was bei einem Projekt am Schluss herauskommt. Gerade das Einlassen auf solche Unsicherheiten eröffnet aber Chancen, den Unterricht an den Interessen der Kinder und Jugendlichen zu orientieren und damit sowohl ihre Lernmotivation zu steigern als auch ihre Persönlichkeitsbildung zu fördern.
Projektteam von “Lehen Style”
Das Original-Video der SchülerInnen:
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